„Zentraler Erstattungspreis“

BAH stellt Einheitspreis-Modell vor Alexander Müller, 24.09.2008 19:52 Uhr

Berlin - 

Die Krankenkassen sollen für Generika künftig einen einheitlichen, Kosten-Nutzen-basierten Preis erstatten, so der Vorschlag des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH). Das im Auftrag des BAH von dem Gesundheitsökonomen Professor Dr. Jürgen Wasem entwickelte Modell soll langfristig die Kombination aus Festbeträgen und Rabattverträgen ersetzen und so den aus Sicht des Herstellerverbandes ruinösen Preiswettbewerb beenden. Alle gegenwärtigen Co-Preisbindungsmaßnahmen seien künftig obsolet, sagte der BAH-Vorsitzende Hans-Georg Hoffmann bei der Jahresversammlung des Verbandes.

In einem zweistufigen Bewertungsverfahren sollen nach dem Modell des „Zentralen Erstattungspreises“ zunächst die Nutzenverhältnisse der Generika innerhalb der einzelnen Anwendungsgebiete bestimmt werden - vergleichbar mit indikationsbezogenen Festbetragsgruppen. In einem zweiten Schritt werden dann die Nutzenverhältnisse der Anwendungsbereiche untereinander bestimmt. Für die Kassen soll das neue Modell ausgabenneutral sein, da der aktuelle Ausgabenblock pro Indikation mittels „Nutzenpunkten“ auf die verschiedenen Arzneimittel verteilt wird.

Die Kosten-Nutzen-Bewertung soll nach dem BAH-Modell künftig das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vornehmen. Die methodischen Arbeiten an einem solchen Bewertungskonzept seien beim IQWiG im vollen Gange und könnten auch an das BAH-Modell adaptiert werden, erklärte Wasem. Natürlich müsse das Konzept schrittweise - also nach Indikationsgebieten - eingeführt werden, so Wasem. Ähnliche Modelle in Schweden zeigten aber, dass ein „Aufrollen“ des Marktes möglich sei.

Ziel der Preisfestsetzung ist laut BAH vor allem, eine Oligopolbildung im Arzneimittelmarkt zu verhindern. Laut Hoffmann beläuft sich der Anteil der zehn „Top-Firmen“ am Rabattmarkt bereits heute auf 90 Prozent. Der „ruinöse Preiswettbewerb“ werde mittelfristig zu einem Konzentrationsprozess und schließlich zu Preisabsprachen unter den im Markt verbliebenen Herstellern führen, befürchtet auch Wasem. Im BAH-Modell soll es dagegen zu einem echten Qualitätswettbewerb kommen. Der Verband will seinen Vorschlag jetzt mit den Marktpartner und der Politik gemeinsam diskutieren.

In der Diskussion bei der BAH-Jahresversammlung forderten Wolfgang Kaesbach vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen und Dr. Hans-Jürgen Seitz, Hauptgeschäftsführer der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, zunächst eine Machbarkeitsstudie oder Plausibilitätsprüfung für das neue Modell. Während Seitz dem Ansatz als „Befreiungsschlag um andere Instrumente beiseite zu legen“ einen „gewissen Charme“ zugestand, hält Kaesbach ein Einheitspreismodell - zumal indikationsübergreifend - für nicht durchsetzbar.