Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) kritisiert die pauschale Verurteilung vieler OTC-Arzneimittel durch Stiftung Warentest. „Die Aussage, dass jedes vierte rezeptfreie Arzneimittel keine gute Wahl sei, ist unseres Erachtens unzulässig und verunsichert Patienten. Ob ein auf seine Wirksamkeit und Sicherheit geprüftes rezeptfreies Arzneimittel empfehlenswert ist, sollte immer im Einzelfall – am besten im Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker – bewertet werden“, sagt Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft des BAH.
Vor allem Kombipräparate fielen bei der Auswertung der hauseigenen Datenbank von Stiftung Warentest durch. Oft würden sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen und das Risiko für Wechselwirkungen steigen, so die Kritik. Außerdem seien die Präparate oft zu teuer. Allerdings vermarktet die Stiftung Warentest mit diesen Aussagen die eigenen Datenbank, auf die Verbraucher für 3,50 Euro zugreifen können. Motto: „Nie mehr unvorbereitet in die Apotheke.“
Kroth kritisiert die in der Datenbank vorgenommene Bewertung der OTC-Arzneimittel. Darin würden auch Arzneimittel als weniger geeignet beurteilt, die zu den am häufigsten von Patienten nachgefragten Produkten gehören. „Diese Arzneimittel sind aus gutem Grund beliebt. Sie erfüllen ja offensichtlich die Erwartungen der Patienten“, so Kroth.
Rezeptfreie Arzneimittel seien behördlich zugelassen und auf ihre Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit hin geprüft, betont der BAH. Die meisten seien seit vielen Jahren erprobt und gerade aufgrund ihres günstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses nicht verschreibungspflichtig. „Rezeptfreie Arzneimittel werden in der Regel bis zum Abklingen der Symptome angewendet. Aussagen zur längeren Einnahme sind somit unbegründet“, ergänzt Kroth.
Empfehle der Arzt oder Apotheker ein rezeptfreies Arzneimittel oder habe der Patient selbst schon positive Erfahrungen damit gemacht, könne er es in der Regel ohne Bedenken anwenden. „Selbstverständlich müssen immer die Hinweise in der Packungsbeilage beachtet werden“, ergänzt Kroth.
Die Datenbank des Verbrauchermagazins enthält nach Angaben von Stiftung Warentest die Bewertungen unabhängiger Experten zu rund 9000 Medikamenten, 2000 davon rezeptfrei, Informationen zu den jeweiligen Wirkstoffen und ausführliche Informationen zu 132 Krankheiten. Rund 500 von 2000 rezeptfreien Arzneimitteln seien nicht empfehlenswert, darunter auch Schwergewichte wie Wick MedNait, Aspirin Complex oder Thomapyrin, heißt es in der Bewerbung.
Der Gesundheitswissenschaftler Professor Dr. Gerd Glaeske ist der Kopf des Gutachterteams: „Nur weil ein Arzneimittel in Deutschland zugelassen ist, muss es nicht empfehlenswert sein“, sagt er. Denn viele Wirksamkeitsstudien von Herstellern würden den Ansprüchen des Fachgremiums von Warentest nicht genügen. „Die Studien laufen oft zu kurz“, kritisiert Glaeske. „Nebenwirkungen, die häufig erst nach längerer Einnahme entstehen, lassen sich so nicht erkennen.“ Bei Glaeske und seinen Kollegen, darunter die Pharmazie-Professoren Renke Maas und Bruno Müller-Oerlinghausen, seien die Kriterien hingegen „strenger als bei den Zulassungsbehörden“.
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