BaWü will „Pille danach“ ohne Rezept Benjamin Rohrer, 19.01.2013 10:24 Uhr
Die Befürworter einer Entlassung der „Pille danach“ aus der Verschreibungspflicht mehren sich: Der baden-württembergische Landtag hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, das Notfallkontrazeptivum als OTC-Produkt in Apotheken abzugeben. Das Land will im Bundesrat einen entsprechenden Antrag vorlegen. Rot-Grün will auch den Apothekern eine neue Aufgabe zuteilen: Sie sollen den Frauen eine Beratung anbieten müssen.
In dem vom Landesparlament beschlossen Antrag wird die Regierung unter Winfried Kretschmann (Grüne) aufgefordert, „unter den Ländern für eine Aufhebung der Verschreibungspflicht zu werben und im Anschluss eine entsprechende Bundesratsinitiative einzubringen“.
Als Begründung führen SPD und Grüne an, dass Levonorgestrel inzwischen weltweit als Notfallkontrazeptivum angewandt und ohne Rezept abgegeben werde. Je früher das Medikament nach dem Geschlechtsverkehr angewendet werde, desto besser die Wirkung.
„Dies wird dadurch beeinträchtigt, dass gerade nachts oder am Wochenende erst – gegebenenfalls weit entfernt liegende – ärztliche Notfalldienste mit entsprechenden Wartezeiten aufgesucht werden müssen, um das Rezept zu erhalten“, bemängeln die Regierungsparteien. Weil Levonorgestrel in den angrenzenden Ländern ohne Rezept abgegeben werde, gingen viele Bürger inzwischen in eine ausländische Apotheke.
Außerdem beauftragen die Fraktionen ihre Regierung auch mit einer Prüfung der Arzneimittelsicherheit in Sachen „Pille danach“. Obwohl Rot-Grün die Apotheker in die Beratung einbinden will, soll überprüft werden, ob Apotheker bei einer rezeptfreien Abgabe der „Pille danach“ überhaupt eine umfassende Beratung zur Anwendung des Präparats wie auch zur Kontraindikation geben könnten.
Um Levonorgestrel aus der Verschreibungspflicht zu entlassen, müsste allerdings die Arzneimittelverschreibungsverordnung geändert werden. Sollte sich der Bundesrat auf eine Initiative einigen, müsste die Bundesregierung sich mit dem Thema beschäftigen.
Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Pro Familia. Im Bundesrat hatte Bremen Ende 2011 einen entsprechenden Antrag eingebracht; Unterstützung gab es vor allem dort, wo SPD und Grüne regierten. Länder
mit großen Koalitionen hielten sich zurück, Schwarz-Gelb hielt an der
Verschreibungspflicht fest. Auch die Frauenärzte sind gegen eine Entlassung.