Baden-Württemberg: Corona erschwert Grippeimpfungen in Apotheken APOTHEKE ADHOC, 02.09.2021 12:51 Uhr
In Baden-Württemberg läuft in den kommenden Tagen das nächste Modellprojekt zu Grippeschutzimpfungen in Apotheken an. Partner des Landesapothekerverbands (LAV) ist die AOK. Allerdings können zu Beginn noch nicht alle Projektteilnehmer impfen – die notwendigen Weiterbildungen waren durch die Coronapandemie in Verzug geraten.
Bis zu 360 der rund 2300 Apotheken in Baden-Württemberg können laut LAV an dem Modellprojekt teilnehmen, das in drei Regionen durchgeführt wird: im Raum Mannheim, in der Region Ostwürttemberg und im Raum Esslingen/Göppingen. Die Regionen seien sorgsam ausgewählt worden: „Wir haben uns angeschaut, wie gut Grippeschutzimpfungen bislang angenommen werden, und dabei sowohl ländliche als auch städtische Regionen in die Betrachtung einbezogen“, betont der AOK-Vorstandsvorsitzende Johannes Bauernfeind. „Das Modellprojekt soll zeigen, ob die Bevölkerung dieses Angebot in der Apotheke annimmt und gegebenenfalls ähnlich gut akzeptiert, wie die in den vergangenen Monaten dort angebotenen Antigen-Schnelltests, sodass die Inanspruchnahme der Grippeschutzimpfungen in den Modellregionen steigt.“
Der weitere, niedrigschwellige Zugang zur Grippeimpfung in öffentlichen Apotheken mache es den Menschen leichter, sich gegen Influenza impfen zu lassen, erklärt auch die LAV-Vorsitzende Tatjana Zambo. Das Impfangebot in den teilnehmenden Apotheken richte sich an alle volljährigen Versicherten der AOK Baden-Württemberg, die auch die Kosten für die Impfung übernimmt. Die Versicherten müssen ihren Wohnsitz zwar nicht in den Modellregionen haben, aber bei der AOK Baden-Württemberg versichert sein.
Außerdem würden zu Beginn des Projekts noch nicht alle Apotheken in den Modellregionen teilnehmen können. „Die wichtigen und notwendigen Schulungen konnten Corona-bedingt erst sehr spät starten“, so Zambo. „So konnte die hohe Nachfrage nach dieser Qualifizierung noch nicht in allen Fällen abgedeckt werden.“ Eigentlich hätte das Projekt bereits im November 2020 starten sollen, doch die Coronakrise hatte die Vorbereitungen erheblich erschwert: Die ersten Web-Seminare fanden bereits im letzten Jahr statt, die nötigen Praxis-Seminare konnten aber pandemiebedingt nicht durchgeführt werden.
Wie in anderen Modellregionen auch nehmen die Apotheker:innen dafür an einem Theorie- und einem Praxistermin teil. Die theoretischen Grundlagen wurden in einem Web-Seminar erarbeitet und dann in den Präsenzterminen praktisch umgesetzt. Die Qualifikation erhalten die Teilnehmenden nach erfolgreich abgeschlossener Online-Lern-Erfolgs-Kontrolle (LEO).
Auf dem Portal apotheker.de/grippeimpfungen können Versicherte nach Apotheken suchen, die bereits teilnehmen. Bisher finden sich aber nur wenige Dutzend. Jede in den Apotheken durchgeführten Impfungen wird anonymisiert dokumentiert, um Daten für die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projekts zu generieren.
Im Herbst soll es auch in Berlin ein neues Modellprojekt zu Grippeschutzimpfungen geben, konkret im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Qualifizierung für das begann am 27. Juli mit dem Theorieteil. Darüber hinaus sollen ab Herbst im Bezirk Westfalen-Lippe 700 Apotheken mit den Impfungen beginnen, wie der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) Ende Juni bekanntgab. Das Modellprojekt im benachbarten Nordrhein soll in der kommenden Saison ausgebaut und auf weitere Regionen ausgeweitet werden. Besonderen Streit gibt es unterdessen um das Modellprojekt in Rheinland-Pfalz, gegen das der dortige Hausärzteverband Sturm lief.