AOK: „richtigwichtig“ ohne Apotheker Katharina Lübke, 15.07.2014 13:32 Uhr
AOK-Patienten in Baden-Württemberg mit chronischer Hepatitis C sollen ab Juli besser versorgt werden. In dem Adhärenzprogramm „richtigwichtig“ sollen Betroffene über ihre Krankheit, die Therapie, den Umgang und die Risiken aufgeklärt werden und therapiebegleitende Serviceangebote erhalten. Die Krankenkasse kooperiert dabei mit dem Neusser Hersteller Janssen, Apotheken sind nicht eingebunden.
Mithilfe speziell entwickelter Module sollen Ärzte ihre Patienten unterstützen, die Therapietreue zu verbessern und die Therapie erfolgreich abzuschließen. So sollen sie mit einem Reminder-Service an die regelmäßige Tabletteneinnahme erinnern und Tipps zu Ernährung und Bewegung geben.
Bei der Patientenbetreuung würden die Ärzte gezielt unterstützt, heißt es bei der AOK. Sie können sich mit einem Gesprächsleitfaden zu den Themen Aufklärung, Motivation, Zielvereinbarung und Umgang mit der Erkrankung im sozialen Umfeld auf das Patientengespräch vorbereiten.
„Der Facharzt fungiert innerhalb dieses Versorgungskonzeptes als Therapeut, Berater und Lotse. Für die typgerechte Beratung und Betreuung wählt er die passenden Angebote aus“, so die AOK Baden-Württemberg. Diese hat Janssen gemeinsam mit Hepatologen und Virologen entwickelt.
Apotheken sind in dem Programm nicht eingebunden. „Jedem Teilnehmer dieses Vertragskonzeptes steht es jedoch frei, sich durch den Apotheker seines Vertrauens zusätzlich beraten zu lassen“, so eine Sprecherin der AOK.
Die teilnehmenden Ärzte werden im Rahmen des Programms „in Abhängigkeit des Betreuungsaufwandes“ vergütet. Die ärztliche Einzelleistung wird auf einem Dokumentationsbogen festgehalten.
Wer teilnehmen darf, entscheidet der Arzt anhand der Diagnose. In Frage kommen Patienten mit chronischer Hepatitis C vom Genotyp 1 oder 4, die mit dem neuen Proteaseinhibitor Simeprevir behandelt werden. Simeprevir kann sowohl zusammen mit Peginterferon alpha und Ribavirin (PR) in der Dreifachtherapie eingesetzt werden, als auch interferon- und ribavirinfrei in Kombination mit Sofosbuvir.
Ärzte müssen am AOK-Facharztprogramm Gastroenterologie teilnehmen. Als weitere Voraussetzung müssen sie bislang mindestens fünf Patienten mit einer Dreifachtherapie beziehungsweise einem Proteaseinhibitor behandelt haben, davon mindestens drei in den vergangenen zwölf Monaten.
Wie viele Patienten und Ärzte an dem Programm teilnehmen werden, sei noch nicht absehbar, so die AOK-Sprecherin: „Das Versorgungskonzept zur Hepatitis C sowie der Wirkstoff Simeprevir sind so neu, dass wir derzeit noch keine belastbaren Angaben zu teilnehmenden Ärzten und Patienten treffen können.“
Olysio (Simeprevir, Janssen) ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Hepatitis C. Der Wirkstoff ist indiziert für die Therapie bisher unbehandelter oder erfolglos vortherapierter Patienten, die chronisch mit dem Genotyp 1 oder 4 infiziert sind. Das Medikament ist seit diesem Jahr auf dem europäischen Markt.
Das Programm ist Teil des Facharztvertrages Gastroenterologie, der seit 2011 läuft. Vor sechs Jahren hatte die AOK als bundesweit erste Krankenkasse gemeinsam mit Medi und dem Hausärzteverband einen Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung (HZV) aufgelegt. Es folgten Facharztverträge im Bereich Kardiologie (2010), Gastroenterologie, Psychotherapie (2012) und Psychiatrie und Neurologie (2013).