Die Umverteilung des Honorars las sich im Koalitionsvertrag noch so positiv. Wie die Klimawende, die sich selbst finanziert. Aber der Teufel steckt im Detail. Ganz zu Ende gedacht würde es nämlich bedeuten, dass eine Apotheke auf einer Lichtung im Wald den höchsten Zuschuss beanspruchen könnte. Sprich: Knusperhäuschen mit Apotheken-A. Wie weit soll man also gehen bei der Förderung von Landapotheken? Im BMG hat man schon verschiedene Szenarien durchgespielt:
- Existenzprämie: Jede Apotheke erhält ein bedingungsloses Grundeinkommen. Der Betrag wird allerdings mit jedem abgerechneten GKV-Rezept verrechnet.
- Kilometergeld: Jede Apotheke rechnet künftig die tatsächlich gefahrenen Kilometer ab, der Betrag steigt exponentiell: Wer auf dem Land besonders weite Wege hat, kann so auf die normale Packungspauschale vervielfachen. Aber Achtung! Zur Kontrolle des Fahrtenbuchs dürfen die Kassen Amsthilfe bei den zuständigen Finanzbehörden beanspruchen.
- Teamstaffel: Je weniger Angestellte in der Apotheke tätig sind, desto höher das Fixum. Stemmt der Inhaber respektive die Inhaberin das Geschäft komplett alleine, werden die geforderten 12 Euro erreicht.
- Frauenbonus: Je mehr weibliche Angestellte pro Patientin/Patient in der Apotheke arbeiten, desto mehr Geld bekommt die Apotheke aus dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF) ausgeschüttet.
Am Ende war es eine Bachelorarbeit, die die BMG-Beamten überzeugte. Denn nach der messerscharfen Analyse der Aspirantin im Bereich Wirtschaftswissenschaften nützt auch die Abschaffung des Labors nichts, wenn niemand mehr da ist, der Arzneimittel verordnet. Und als zusätzliche Einnahmequellen kommen eine ganze Reihe an zusätzlichen Aufgaben daher, die zurzeit auf dem Land ja ebenfalls oft unerledigt bleiben:
- Brötchenservice: Auf dem Weg zur Arbeit fährt die PTA gleich morgens Backwaren aus; auf die vorbestellten Schrippen und Eierschecken darf ein kleiner Aufschlag erhoben werden. In besonders ruralen Gegenden kommt ein Aufbackservice hinzu.
- Friseurdienstleistungen: Waschen, schneiden, legen. „Hair-V“ nennt sich das neue Angebot, mit dem die bäuerliche Kundschaft auch ohne separate Ausbildung schick gemacht werden kann.
- Haushaltshilfe: Gerade die älteren Menschen sind dankbar, wenn jemand einfache Arbeiten erledigt wie Glühbirnen auswechseln, Heizungen entlüften, Mülltonnen rausstellen, WC-Papier nachfüllen.
- Straßenmeisterei: Gehwegreinigung, Grünflächenpflege, Winterdienst – in der Mittagspause kümmert sich die PTA darum, dass das Dorf schön bleibt oder sogar schöner wird. Auch den Schlüssel für die Turnhalle nimmt sie zu treuen Händen (gleichzeitige Sponsorenschaft wird ausdrücklich gewünscht).
- Gemeindeverwaltung: Ausweis beantragen, Bauantrag stellen, Steuererklärung abgeben – all das kann jetzt ganz diskret im Beratungszimmer geschehen (sofern es nicht noch für die Light-Apotheke gestrichen wird).
- Kinderbetreuung: Arztbesuch oder Einkaufen in der Stadt? Die Kinderbetreuung übernimmt in solchen Fällen ab sofort die PTA in der Light-Filiale. Eine Kinderspielecke aus besseren Zeiten ist schließlich vorhanden.
- Pannendienst: Springt das Auto mal nicht an, kommt der Botendienst vorbei und gibt Starthilfe. Auch Zündkerzenwechsel und Keilriemenaustausch werden angeboten.
Weitere Vorschläge sollen nun im Auftrag einer Dissertation ausgearbeitet werden, die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) gefördert wird und als Grundlage für eine Land- und Lightapothekenbetriebsordnung (LLapBetrO) dienen soll. Und wer noch Ideen dazu hat, kann diese gerne ans Leitungsbüro von Gesundheitsminister Karl Lauterbach schicken – oder hier in die Kommentarspalte eintragen. Schönen 1. Advent!
APOTHEKE ADHOC Debatte