Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ist auf einer PR-Radtour durch Münster von einem unerwarteten Protest aufgehalten worden: Der gesamte Vorstand des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) stoppte den Minister am Montagabend vor einem Restaurant. Während Bahr andere Einrichtungen des Gesundheitssektors besucht habe, seien die Apotheker außen vorgelassen worden, kritisiert Verbandsgeschäftsführer Dr. Sebastian Schwintek. „Das konnten wir nicht durchgehen lassen.“
Der AVWL-Vorsitzende Dr. Klaus Michels und weitere Verbandsmitglieder hätten Bahr mit den Worten „Die Luft ist raus!“ begrüßt. Damit wollten sie auf die betriebswirtschaftlich schlechte Lage vieler Apotheken aufmerksam machen. Sie konfrontierten ihn demnach auch mit dem Rückgang der Apothekenzahlen und warben um eine angemessene Honoraranpassung. Der Minister habe sich skeptisch gezeigt und Zahlen gefordert, so Schwintek.
Die Argumente für ein höheres Apothekenhonorar seien Bahr in einem Brief überreicht worden. Darin kritisierte der Verband die vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geplante Anpassung um 25 Cent als „völlig unzureichend“. Damit könnten weder höhere Mitarbeitergehälter noch Investitionen getätigt werden.
Die Rechnung des BMWi berücksichtige die Kostenentwicklung der vergangenen Jahre nur rudimentär. „Da die Berechnungsgrundlage des BMWi auch für künftige Jahre gelten soll, wäre die Apotheke dauerhaft von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt“, heißt es in dem Schreiben.
Während des etwa zehnminütigen Treffens habe Bahr sich die Forderungen der Apotheker angehört. „Er hat allerdings keine Zusagen vor Ort gemacht, sondern auf das Gespräch am Mittwoch verwiesen“, sagt Schwintek. In Berlin wollen der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, und ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf Bahr ein letztes Mal ihre Argumente vortragen.
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