Westfalen-Lippe

AVWL erhöht Beiträge und füllt Kriegskasse

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Berlin -

Die Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) am kommenden Samstag verspricht Spannung: Die Verbandsspitze wird die Mitglieder über ihre Beweggründe zum Ausstieg beim ARZ Haan informieren, was aus rechtlichen Gründe allerdings hinter verschlossenen Türen geschehen muss. Außerdem sollen die Mitgliedsbeiträge leicht erhöht werden und die Kriegskasse für den Streit mit dem ARZ aufgefüllt werden.

Laut Haushaltsvoranschlag soll der Monatsbeitrag für Hauptapotheken um knapp 7 Prozent von 145 auf 155 Euro angehoben werden. Für Filialen zahlen die Mitglieder mit 125 Euro künftig ebenfalls 10 Euro mehr, was einem Anstieg von fast 9 Prozent entspricht.

Hintergrund ist die rückläufige Apothekenzahl in Westfalen-Lippe: In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Apotheken um rund 200 gesunken. Die Gesamtrechnung für 2015 geht von nur noch 1525 Hauptapotheken aus, 50 weniger als für das laufende Jahr. Die Zahl der Filialapotheken steigt dagegen um fünf auf 385 Filialen.

Damit spülen die Mitgliedsbeiträge dem Verband 2015 laut Prognose gut 3,4 Millionen Euro in die Kassen – wegen der Erhöhung rund 140.000 Euro mehr als 2014. Hinzu kommen die 130 außerordentlichen Mitglieder, die nach wie vor 10 Euro pro Monat zahlen werden.

Kompensieren muss der Verband vor allem den Einbruch bei den Zinseinnahmen. Diese lagen in den vergangenen Jahren stets bei rund 120.000 Euro, für das nächste Jahr sind im Haushalt nur noch 10.000 Euro veranschlagt. Der Einbruch ist zum zu großen Teilen mit dem Wegfall der Ausschüttungen des ARZ Haan an den Verband zu erklären.

Auch die Investition des Eigenkapitals in das neue Verbandshaus fehlen bei den Zinseinnahmen. Dafür wird der Verband künftig von wegfallenden Mietausgaben profitieren. Das Geld aus dem Verkauf der Anteile am Rechenzentrum kann darüber hinaus neu investiert werden, sobald der Rechtsstreit abgeschlossen ist.

Bis es so weit ist, kommen aber weitere Ausgaben auf den AVWL zu: Um fast die Hälfte erhöht wird im Voranschlag für 2015 der Posten für Rechts- und Beratungskosten. Maßgebliche Ursache ist der Rechtsstreit mit dem ARZ Haan und den anderen Stammaktionären, dem Apothekerverband Nordrhein sowie der Apobank. Der Etat soll um 50.000 auf 160.000 Euro erhöht werden.

Und selbst dann geht man beim AVWL nicht davon aus, dass der deutliche Anstieg ausreichen wird: „Die tatsächlichen Kosten der Rechtsverteidigung werden diesen Betrag mutmaßlich erheblich überschreiten“, so der Verband gegenüber den Mitgliedern. Zur Deckung will der AVWL notfalls in die Rücklagen greifen. Schließlich gehe es darum, „den wirtschaftlichen Gegenwert des Aktienpaketes als Teil der Verbandsrücklage zu realisieren“, heißt es. Der Verband sieht den beim Verkauf veranschlagten Aktienkurs als zu gering an und klagt gegen die Beschlüsse der Hauptversammlung.

Apotheker Gunnar Müller aus Detmold fordert, dass das Geld aus dem Verkauf ausgeschüttet wird: Jedes ordentliche Mitglied sollte einen Jahresbeitrags zurückerstattet bekommen, heißt es in Müllers Antrag. Der Apotheker wünscht sich außerdem einen Bericht über den Neubau der Verbandsgeschäftsstelle.

Der AVWL-Vorstand wird sich im Vorfeld der Mitgliederversammlung besprechen, ob die Anträge angenommen werden. Aus der Geschäftsstelle kommen allerdings schon Signale, was man von einer Ausschüttung hält: Der Vermögenswert sei über Jahre von den Apothekern erwirtschaftet worden und es erscheine nicht gerecht, wenn die Erträge jetzt von der aktuellen Generation „verfrühstückt“ würden, so AVWL-Geschäftsführer Dr. Sebastian Schwintek.

Der Verband setze auf nachhaltigen Nutzen für die Mitglieder, so Schwintek. Ohnehin müsse vor einer weiteren Verwendung den Ausgang des Rechtsstreits abgewartet werden, erklärte der AVWL-Geschäftsführer.

Bereits seit diesem Jahr zahlen die Apotheker in Westfalen-Lippe deutlich mehr für ihre Standesvertretung. Der terminunabhängige Aufwandsentschädigung des Vorsitzenden Dr. Klaus Michels wurde zum Jahresbeginn von 54.000 auf 65.000 Euro erhöht. Hinzu kommen bei allen Vorständen jeweils 250 Euro Pauschale für jeden Sitzungstag sowie die Erstattung der Reisekosten.

Auch die Bezüge der übrigen Vorstände wurden aufgestockt: Statt 108.000 Euro sind seit diesem Jahr insgesamt 135.000 Euro im Haushalt vorgesehen. Die Gehälter der Ehrenämtler reichen von 45.000 für den Verhandlungsführer mit den Krankenkassen über 35.000 Euro für den Verbandsvize bis zu 15.000 Euro für die weiteren Vorstandsmitglieder.

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