Apothekerverband

AVWL: Umzug, Feier, Ausstieg Alexander Müller, 21.08.2015 11:50 Uhr

Berlin - 

In Münster werden heute Kisten geschleppt: Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) bezieht seine neue Geschäftsstelle. Zur feierlichen Einweihung am 5. September sind auch alle Mitglieder geladen. Eigentlich wollte die Verbandsspitze dann auch über den Ausstieg des Verbands aus dem ARZ Haan abstimmen lassen. Doch die außerordentliche Mitgliederversammlung wurde nach Protesten aus den Kreisen der Mitglieder auf den 28. September verschoben. Dann will die AVWL-Spitze den Mitgliedern die Eckpunkte zum ARZ-Deal zur Abstimmung vorlegen.

Ende 2012 hatte der AVWL seinen Ausstieg aus dem ARZ Haan verkündet. Der Stimmrechtsvertrag wurde zu Ende 2013 gekündigt. An dem Rechenzentrum sind auch der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) über die Tochter Norwima und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) beteiligt.

Die Stammaktien wurden in einem ARZ-Gutachten mit einem Wert von 28,59 Euro beziffert. Vorstand Siegfried Pahl hatte dem AVWL später eine Abfindung von maximal 29,50 Euro je Aktie vorgeschlagen, insgesamt 13,4 Millionen Euro. Der AVWL wollte dem Vernehmen nach aber bis zu 36 Euro je Anteilsschein haben. Ein Antrag zur neuen Wertermittlung wurde bei der Hauptversammlung vor einem Jahr von den beiden anderen Hauptaktionären abgelehnt. Gegen die Beschlüsse zum Erwerb und Einzug seiner Anteile am Rechenzentrum klagte der Verband.

Beide Seiten waren dennoch um eine außergerichtliche Beilegung des Streits bemüht. Eine Einigung der Stammaktionäre steht jetzt unmittelbar bevor. Die Anwälte sollen die letzten Details fixieren, damit der AVWL mit einem konkreten Vorschlag in die Mitgliederversammlung gehen kann. Der Betrag pro Aktie dürfte nach dem Verkauf der bisherigen Verhandlungen knapp über 30 Euro liegen.

Eigentlich wollte der AVWL bei der Hauseinweihung auch den Abschluss des ARZ-Deals begießen. Die außerordentliche Mitgliederversammlung sollte am Nachmittag vor der Einweihungsfeier abgehalten werden. Doch aus dem Mitgliederkreis wurde Bedenken geäußert, weil die Fristen zur Ladung nicht eingehalten worden seien.

Man teile diese Bedenken zwar nicht, heißt es jetzt vom AVWL. Angesicht der Bedeutung der Sache habe man sich aber entschlossen, „eine mögliche rechtliche Auseinandersetzung über den formale Wirksamkeit von Beschlüssen durch eine Neuterminierung von vornherein zu vermeiden“, heißt es. Der Verband will auf Nummer sicher gehen: Nach Monaten der Verhandlung steht man so kurz vor der Einigung, dass Querschüsse aufgrund von Formalitäten den Abschluss nicht gefährden sollen.

Aber dass die Verschiebung der Vereinsspitze nicht besonders gut schmeckt, ist dem Mitgliederrundschreiben anzumerken, in dem die ursprüngliche Terminierung ausführlich begründet wird: Die kurzfristige Einberufung war demnach vor allem der Abstimmung unter den anderen Verhandlungspartnern geschuldet.

Gemeinsames Ziel sei es, das Ausscheiden des AVWL aus dem Rechenzentrum im Interesse aller Beteiligten noch in diesem Jahr zu vollziehen. „Zugleich hielten wir eine terminliche Verbindung mit dem stattfindenden Spätsommerfest mit Hauseinweihung unter den Gesichtspunkten der Zeitökonomie und Kosteneffizienz für Mitglieder wie Verband für sinnvoll.“ Jetzt trifft man sich eben erneut am 28. September, um acht Uhr abends in der neuen Geschäftsstelle.

Einziger inhaltlicher Tagesordnungspunkt ist die Diskussion der Eckpunkte über den einvernehmlichen Ausstieg des AVWL aus dem ARZ Haan. Der Vorstand wird mit einer Beschlussvorlage in die Sitzung gehen. Die Mitglieder werden gebeten, Anträge zu anderen Themen bis zur Hauptversammlung im November zurückzustellen.

Gemeinsam hatten AVWL, AVNR und Apobank 75 Prozent der Stammaktien am ARZ Haan gehalten, der Rest ist in Form vinkulierter Namensaktien als stimmrechtslose Vorzugsaktien in der Hand von Apothekern. Ein Teil der Anteile, der seinerzeit den Apothekerkammern aus NRW gehört hatte, hatten die drei Stammaktionäre über eine Beteiligungsgesellschaft gehalten. Aus dieser ist der AVWL bereits ausgeschieden; angeblich soll dafür bereits Geld geflossen sein.