Über 250 AvP-Apotheken habe bereits Überbrückungskredite in Höhe von 58 Millionen Euro von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Sicherung ihrer Geschäftstätigkeit erhalten. Diese Zahl wurde heute in der Sondersitzung des Gesundheitsausschusses zur AvP-Insolvenz genannt. Im Ausschuss legte AvP-Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoss einen aktuellen Sachstandsbericht kurz vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ab. Die Koalitionsmehrheit im Ausschuss lehnte einen Antrag der Opposition ab, in der kommenden Woche erneut eine Sondersitzung zur AvP-Insolvenz anzusetzen.
„Wir verweigern uns nicht, wollen aber erst einmal den Verlauf des Insolvenzverfahrenes abwarten“, so CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich. In zwei oder drei Monaten könne man sich im Ausschuss in Lichte der dann vorliegenden Informationen erneut mit der AvP-Insolvenz befassen. FDP-Gesundheitspolitiker Wieland Schinnenburg kritisiert die Ablehnung: „Die Verweigerung ist zunächst ein Skandal, den Vertretern des Volkes wird die Aufklärung eines dramatischen Geschehens sehr erschwert. Sie ist aber auch ein Hinweis darauf, dass es offenbar etwas zu verbergen gibt. Nach den bisherigen Erkenntnissen spricht viel für Versäumnisse bei der BaFin. Ich werde Kleine Anfragen an die Bundesregierung stellen."
Dem Vernehmen nach wurde im Ausschuss ausführlich über das unternehmerische Versagen bei AvP gesprochen. Das AvP-Geschäftsmodell sei grundsätzlich tragfähig gewesen. Allerdings habe es bei AvP eine „katastrophale“ Buchführung gegeben. Zur Höhe der zu erwartenden Insolvenzquote konnte Hoss noch keine Angaben machen. Viele AvP-Apotheken haben für die August-Rezepte kein Geld erhalten, obwohl an andere AvP-Apotheken noch ein dreistelliger Millionenbetrag ausgeschüttet wurde. Wie hoch der Insolvenzschaden am Ende ausfallen wird, wurde im Gesundheitsausschuss nicht klar. Allerdings machte sich bei einzelnen Abgeordneten der Eindruck breit, dass der Schaden geringer als befürchtet ausfallen könnte.
Am 7. Oktober hatte sich der Gesundheitsausschuss schon einmal mit der AvP-Insolvenz befasst. Vor drei Wochen wurden für die von der Avp-Insolvenz betroffenen Apotheken Schnellkredite der KfW zur Verfügung gestellt. Über 250 Apotheken habe davon inzwischen Gebrauch gemacht, wurde heute im Ausschuss mitgeteilt. Das Kreditvolumen beträgt 58 Millionen Euro. Bereits vor drei Wochen wurde in der Ausschusssitzung klar, dass die AvP-Insolvenz auch und vor allem auf das Versagen des früheren Wirtschaftsprüfers und der Geschäftsführung zurückzuführen ist. Ein inzwischen zu Ende 2019 ausgeschiedener Geschäftsführer soll außerdem „in die Kasse gegriffen“ haben, hieß es. Wie hoch der Schaden daraus ist, ist nicht bekannt.
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