Aut Idem

Die Macht des Kreuzes

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Berlin -

In Bremen prüfen derzeit die Krankenkassen die Verschreibungspraxis der Ärzte. Einige Mediziner sollen ausnahmslos jede Rezeptzeile mit dem Aut-Idem-Kreuz versehen haben. Bei knapp 21 Prozent der Verordnungen war der Austausch ausgeschlossen – die höchste Quote in Deutschland. Auch in anderen Bundesländern scheinen Ärzte das Kreuz zum Standard zu erheben.

In Sachsen-Anhalt etwa wird die Substitution in 18,4 Prozent aller Verordnungen ausgeschlossen, in Schleswig-Holstein und Brandenburg in 17,6 Prozent alle Fälle. Sachsen, Berlin und Thüringen liegen zwischen 16,3 und 16,6 Prozent. Dass Kassen in weiteren Bundesländern mit einer Prüfung nachziehen, ist denkbar.

Der Bundesdurchschnitt der mit einem Aut-Idem-Kreuz gekennzeichneten Rezepte liegt bei 12 Prozent. Leicht darüber liegen Hamburg und Baden-Württemberg mit rund 14 Prozent. Nordrhein, Rheinland-Pfalz, Westfalen-Lippe und Niedersachsen liegen zwischen 11 bis 12 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und Hessen werden zwischen nur 8 bis 9 Prozent von der Substitution ausgeschlossen. Mit 5,3 Prozent kreuzen die Ärzte im Saarland am seltensten das Aut-Idem-Kreuz an.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) macht darauf aufmerksam, dass das Aut-idem-Kreuz auf Arzneimittelrezepten nicht automatisch gesetzt werden dürfe. Einstellungen im Praxiscomputer, bei denen die Software das Kreuz auf jedes Rezept drucke, seien nicht erlaubt. Denn ein genereller Ausschluss durch das Kreuz verstoße gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot.

In vielen Fällen, gerade bei chronisch kranken, multimorbiden Patienten, kann das Aut-Idem-Kreuz sinnvoll sein. Wenn etwa Farbe und Packungsgröße gleich bleiben, sinkt die Verwechslungsgefahr. Einige Kassen haben in Verträgen zur hausarztzentrierten Versorgung eine „Grün-Klick-Quote“ eingeführt. Damit werden die Ärzte mit zusätzlichem Honorar belohnt, wenn sie das Aut-Idem-Kreuz für Rabattpräparate der jeweiligen Kasse verordnen.

Der Anteil der Rabattarzneimittel im generikafähigen Markt variiert in den einzelnen Bundesländern zwischen 53 bis 63 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden im Saarland, in Hessen, Mecklenburg Vorpommern, Niedersachsen und Westfalen-Lippe mit einem Anteil von 61 bis 63 Prozent die meisten Rabattarzneimittel abgegeben, in Bremen und Sachsen mit 53 bis 54 Prozent die wenigsten.

Der Anteil von Generika am generikafähigen Markt liegt in Deutschland bei durchschnittlich 87,3 Prozent, in den neuen Bundesländern bei 86,8 Prozent, in den alten bei gut 87,4 Prozent. Der Anteil von Generika am Gesamtmarkt beträgt 74,7 Prozent, in den neuen Bundesländern liegt er bei knapp 72,4 Prozent, in den alten bei gut 75 Prozent.

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