Tatjana Zambo ist im Wahlkampf. Die Apothekerin aus dem baden-württembergischen Gaggenau beackert für die ABDA-Kampagne „Gesundheit wählen“ den Wahlkreis Rastatt. Nachdem CDU-Kandidat Kai Whittaker und sein FDP-Konkurrent Lutz Jäckel schon zum Praktikum zu DetailBesuch waren, gab Zambo gestern Abend die Offizin für eine gesundheitspolitische Diskussionsrunde frei. Bevor sie am Wochenende in den Notdienst muss, hat sie ihr Tagebuch aus dem APOTHEKE ADHOC Dossier „Die Unwählbaren“ fortgesetzt.
18.30: Der erste Kandidat ist da – Norbert Masson von der Partei Die Linke – Da er noch nie eine Apotheke HINTER dem HV gesehen hat, bekommt er eine kleine Führung – Dass wir einen diskreten Beratungsraum haben, findet er toll – den Dokumentationsaufwand einer Rezeptur erstaunlich – Für 5 Euro eine Creme anzumischen: für Ihn als Elektromeister undenkbar – Da noch Zeit ist, demonstrieren wir ihm noch den Umgang mit Rabattverträgen.
18.35: Kai Whittaker ( CDU) kommt – nicht alleine – mit seinem Wahlkampfteam (drei Mitarbeiter).
18.45: Die Apotheke füllt sich, Kollegen, Ärzte, Jörg Rupp (Grüne) kommt – wir können starten.
19.00: Wir beginnen mit der allgemeinen Thematik, wie man Anreize schaffen kann, dass junge Ärzte sich in ländlichen oder strukturarmen Gebieten niederlassen bzw. Praxen übernehmen – denn wo kein Arzt, dort auch keine Apotheke.
Interessant ist, dass die Wahrnehmung der Politik eine andere ist als das, was in naher Zukunft Realität sein kann: Als Herr Whittaker ein Beispiel eines seiner Meinung nach funktionierenden kleinen Ärzte/ Apothekenzentrums im Hinterland erwähnt, prognostiziert der anwesende Allgemeinmediziner, dass genau dieses Zentrum keine Nachfolger finden wird – da sie offensichtlich schon seit Jahren auf der Suche sind. Im Gespräch sensibilisieren wir die Politiker, dass, wenn sich die Bedingungen für Apotheken und Arztpraxen nicht verbessern, wir Versorgungsprobleme bekommen werden.
Herr Rupp meint, dass es doch Apotheken gebe, die Arzneimittel nach Hause beliefern, außerdem sieht er in der Telemedizin eine Möglichkeit, Menschen medizinisch zu versorgen. Eine heftige Diskussion entbrennt!
Zweiter Themenblock: Rabattverträge bei Impfstoffen
Da wir hier keine Gesundheitspolitiker haben, dauert es eine Weile, bis den Herren klar wird, dass dieses Segment weder mit dem restlichen Arzneimittelmarkt, noch mit Tomaten beim Lebensmittelhandel verglichen werden kann – oder vielleicht doch? Sie nehmen mit: Hier machen Verträge wenig bis gar keinen Sinn – weil auch die Begrenzung auf zwei Hersteller keine Lieferfähigkeit garantieren kann. Ich denke, sie haben es verstanden.
Dritter Themenblock - und jetzt wurde es hitzig: Honorierung / Anpassung der Honorierung in den nächsten Jahren, Löhne in den Apotheken – und, da Ärzte anwesend waren, auch bei den Ärzten und Arztpraxen.
Herr Whittaker nimmt mit, dass er es für sinnvoll und wichtig hält, die Honorierung in der Apotheke regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, gerade bei steigenden Kosten und steigendem Aufwand. Auch eine Honorierung von Beratungsleistung zum Beispiel multimorbider Patienten oder Medikationsmanagement kann er sich vorstellen. Und die Grünen und Linken – die sehen als Lösung des Ganzen die Bürgerversicherung.
Zum Abschluss bekommen noch alle Kandidaten mit auf den Weg, die Positionsabfragen der Kampagne „Gesundheit wählen“ – falls noch nicht geschehen – zu beantworten.
Alle Beteiligten bestätigen, dass, wenn es in ihren Gremien zu Fragen rund um die Apotheke kam, sie keine Ahnung von der Materie hatten – und jetzt doch einiges an Informationen mitnehmen. Sie dürfen sich gerne und jederzeit an uns wenden!
Den ersten Teil des Tagebuchs der Wahlkreisapothekerin Tatjana Zambo zur Kampagne „Gesundheit wählen“ lesen Sie im APOTHEKE ADHOC Dossier „Die Unwählbaren“. Dazu gibt es zusätzlich ein limitiertes DinA2-Plakat „Die Unwählbaren“ – so lange der Vorrat reicht.
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