Medikationsmanagement

Athina: Kammern werden AMTS-Verbund

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Berlin -

Seit zehn Jahren gibt es in verschiedenen Kammerbezirken das Projekt Athina (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken). Jetzt haben die zwölf beteiligten Kammern beschlossen, das Angebot zu vereinheitlichen. Dies soll auch den pharmazeutischen Dienstleistungen zum Durchbruch verhelfen.

Athina wurde im Jahr 2012 von der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) entwickelt. Über die Jahre kamen zehn weitere Kammern hinzu: Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Bayern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und das Saarland. Zeitgleich hatte die Apothekerkammer Westfalen-Lippe das Konzept Apo-AMTS aufgesetzt, das eine ähnliche Ausrichtung hat, aber ein wenig anders aufgesetzt ist: So finanziert die Kammer beispielsweise einen Lehrstuhl an der Uni, der das Medikationsmanagement wissenschaftlich begleitet.

„Mit Blick auf die Planungen rund um das Thema ‚Pharmazeutischen Dienstleistungen‘ und die zukünftigen Herausforderungen im Bereich der AMTS galt es, die gute Zusammenarbeit zu stärken, um gemeinsam als Verbund AMTS-aktiver Kammern auf berufspolitischer Bundesebene und auch gegenüber den Leistungserbringern aufzutreten und mitgestalten zu können“, erklären die Präsidentinnen und Präsidenten der beteiligten Kammern. Denn die Apotheken stehen bei dem Thema auch in Konkurrenz zu den Konzepten anderer Leistungserbringer.

Außerdem wurde eine Zusammenführung der Konzepte Athina und Apo-AMTS beschlossen: In gemeinsamen Gesprächen wurde herausgearbeitet, welche Anpassungen in den Curricula der beiden AMTS-Konzepte hierzu erforderlich sind. Diese hätten Anklang in allen beteiligten Kammern gefunden und seien durch entsprechende Vorstandsbeschlüsse bestätigt worden.

Was wird aus Armin?

Nicht beteiligt sind die Apothekerkammern in Sachsen und Thüringen, denn dort läuft noch das Modellprojekt Armin. Vertragspartner sind hier die Apothekeverbände, die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und die AOK Plus. Am 31. März endet das Projekt nach knapp sechs Jahren ordnungsgemäß. Noch gibt es keine Information dazu, ob und wie es weitergeht. Doch die beiden Kammern wollten naturgemäß nicht für Athina an Armin vorbeipreschen. Ohnehin vertritt man in Thüringen die Ansicht, dass das Medikationsmanagement von Apothekern und Ärzten gemeinsam angeboten werden muss. So sei es auch im Abda/KBV-Modell vorgesehen, das mit Armin umgesetzt wurde. Zur „Medikationsanalyse“ gebe es eine Leitlinie der Bundesapothekerkammer (BAK) nebst Kommentar und Arbeitshilfen – Athina sei dagegen bislang kein BAK-Thema gewesen.

Weder zu Athina noch zu Armin gehören die Apothekerkammern in Hamburg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.

Bei der Athina-Qualifizierung werden grundlegende Kenntnisse im Bereich Arzneimitteltherapiesicherheit ebenso vermittelt wie eine strukturierte Vorgehensweise zur Durchführung einer erweiterten Medikationsanalyse. Wer das entsprechende Zertifikat erlangt, kann qualitätsgesichert Medikationsanalysen nach der Leitlinie der Bundesapothekerkammer (BAK) in der Apotheke durchführen.

Die beiden bisher bestehenden Schulungskonzepte sehen eine duale Strategie in Form einer theoretischen und einer praktischen Ausbildung vor. Die erste Säule besteht aus der Wissensvermittlung und der Auffrischung pharmakologisch relevanter Inhalte im Zusammenhang mit Aspekten der Arzneimitteltherapiesicherheit. Außerdem wird den Teilnehmer:innen das systematische und strukturierte Vorgehen bei einer Medikationsanalyse vermittelt, basierend auf dem Curriculum „Medikationsanalyse als Prozess“ der BAK.

Die zweite Säule der Qualifizierung umfasst die Praxisphase, in der die Apotheker:innen durch Koordinator:innen und Tutor:innen begleitet und fachlich unterstützt die praktische Durchführung von Medikationsanalysen in ihren Apotheken an echten Patientenfällen üben. „Dazu sprechen die Kolleginnen und Kollegen geeignete Patient:innen in der Apotheke an und führen Medikationsgespräche nach der Methodik des Brown Bag Reviews durch“, berichtet eine Athina-Koordinatorin zum Hintergrund.

Gemeinsam mit den Patient:innen findet eine ausführliche systematische Analyse aller Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sowie eine Besprechung arzneimittelbezogener Probleme und deren Lösungen statt – mit dem Ziel, den Patient*innen einen überprüften und aktuellen Medikationsplan auszuhändigen. Dabei ist die interprofessionelle Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten ausdrücklich erwünscht. Die in der Ausbildungsphase bearbeiteten und dokumentierten Fälle werden überprüft und reflektiert, um einen bestmöglichen Lernerfolg für die zukünftigen AMTS-Manager zu erzielen.

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