Arzneiverordnungsreport

Kritik an AOK-Gespensterdebatte

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Berlin -

Der Arzneiverordnungsreport (AVR) im Auftrag der AOK löst jedes Jahr eine aufgeregte Diskussion über die Arzneimittelpreise aus. Regelmäßig widersprechen die Pharmaverbände den Aussagen der Autoren – so auch in diesem Jahr: Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) schimpft über eine „politisch motivierte Gespensterdebatte“. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) nennt die AVR-Aussagen „fehlerhaft und fahrlässig“. Und der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) verweist auf die Statistik.

„Die Kosten bleiben unter Kontrolle und sind mit Blick auf den Fortschritt durch Innovationen gerechtfertigt“, kommentierte Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, den AVR. Die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen stiegen nur moderat und ihr Anteil an den Gesamtausgaben der GKV sei stabil. Neue Arzneimittel seien in Deutschland günstiger als in anderen europäischen Ländern: „70 Prozent der deutschen Preise liegen unter dem europäischen Mittelwert, 30 Prozent sogar unter dem niedrigsten Vergleichspreis in Europa“, so Fischer.

Dass Hepatitis C mittlerweile bei fast allen Patienten heilbar sei, zeige das Potential der forschenden Pharmaindustrie. Auch die steigenden Überlebenszeiten von Krebspatienten seien auf pharmazeutischen Fortschritt zurückzuführen. Fischer: „Dies kleinzureden, ist unverantwortlich. Dank neuer pharmazeutischer Wirkprinzipien gibt es eine Perspektive im Kampf gegen Krebserkrankungen.“

Als „fehlerhaft und fahrlässig“ bezeichnet der BPI die Aussage der Kritiker, steigende Arzneimittelausgaben seien ursächlich für wachsende Versichertenbeiträge. „Angesicht eines konstanten Anteils der pharmazeutischen Industrie an den Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung von knapp 10 Prozent in den letzten zehn Jahren - und das für die gesamte ambulante Arzneimittelversorgung - kann von einer Kostenexplosion in der Gesundheitsversorgung durch die Pharmaindustrie nicht die Rede sein", so Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BPI.

Der BPI fordert, die Diskussion um die Arzneimittelausgaben endlich zu versachlichen und dabei mit validen Zahlen zu argumentieren. Unter den Tisch kehrten die AVR-Autoren bei ihrer Interpretation, dass der Anteil der Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel nahezu konstant sei. „Von übermäßigem Anstieg also keine Spur“, so Gerbsch.

Der BAH verweist ebenfalls auf die Statistik: Die Steigerungsraten für Arzneimittelausgaben lägen nach den jüngsten Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums unter dem Durchschnitt. Auf höchstem Niveau befänden sich allerdings die Abschläge, die Hersteller zahlen müssten. „Allein im ersten Halbjahr haben die Hersteller Zahlungen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro geleistet“, so Dr. Hermann Kortland, stellvertrender Hauptgeschäftsführer des BAH. Die Verwaltungskosten der Krankenkassen seien mit 4,5 Prozent deutlich stärker angestiegen als die Arzneimittelausgaben.

Die Fraktion Die Linke sieht sich durch den AVR bestätigt: „Die Gesetze dieser Bundesregierung und ihrer Vorgänger bedeuten für die Pharmakonzerne steigende Profite und für die Versicherten eine zusätzliche Belastung von mehreren Milliarden Euro. Und mit dem angekündigten Arzneimittelgesetz wird nur wenig besser, aber vieles noch schlechter. Arm in Arm mit der Arzneimittelindustrie versucht die Bundesregierung das ‚Hochpreisland Deutschland‘ zu bewahren“, so Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke.

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