Arzneimittelsicherheit

Apotheker prüfen Heim-Medikationspläne

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Berlin -

In Münster wollen Apotheken, Hausärzte und Altenheime die Arzneimitteltherapie von Heimbewohnern verbessern. Bei dem Projekt „InTherAKT“ werden die Leistungserbringer über eine Plattform miteinander vernetzt und können unter anderem sehen, welche Medikamente ein Patient einnimmt. Auf diese Weise soll die Zusammenarbeit zwischen den Heilberufen verbessert werden.

Das Versorgungsforschungsprojekt wird von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg durchgeführt. Beteiligt sind elf Apotheken, 14 heimversorgende Hausärzte und neun Münsteraner Altenheime. Das Projekt, das in dieser Woche startete, ist auf zwei Jahre angelegt.

Kern des Projektes ist die InTherAKT-online-Kommunikationsplattform: „Die Pflegenden legen für die Bewohner Profile auf der Plattform an, mit den Stammdaten, der Diagnose und der Medikation“, erklärt Sarah Waltermann von der PMU. Außerdem können sie ergänzen, was ihnen im Alltag auffällt, etwa wenn ein Patient nach der Gabe eines Arzneimittels bestimmte Symptome zeigt. Diese Daten werden an den Hausarzt weitergeleitet.

Verordne der Hausarzt ein neues Arzneimittel, könne er dieses direkt in der Datenbank hinterlegen, so Waltermann. Von Fachärzten verschriebene und rezeptfreie Arzneimittel trügen die Pflegenden ein. Ändert sich etwas an der Medikation, erhalten die Apotheker in der Runde automatisch eine Nachricht. Sie haben auch Zugriff auf die Daten und können Hinweise zur Einnahme, zur Dosierung oder zu möglichen Interaktionen geben. Am Ende dieser Analyse entsteht der Medikationsplan mit allen Arzneimitteln, die ein Heimbewohner derzeit einnimmt.

Neben der Plattform und der dokumentierten Medikation sind Schulungen zur Arzneimitteltherapiesicherheit ein wichtiger Baustein des Projektes. Bei besonders komplexen Fällen sind auch Fallkonferenzen vorgesehen.

Die Projektpartner erwarten sich von diesen Maßnahmen weniger unerwünschte Arzneimittelereignisse und eine bessere Kooperation der Berufsgruppen. „Wir wissen, dass Heimbewohner in Deutschland durchschnittlich 3,6 verschiedene Arzneistoffe pro Tag einnehmen“, sagt Projektleiter Professor Dr. Jürgen Osterbrink. 13 Prozent der Bewohner bekommen demnach sogar mehr als 60 Verordnungen pro Jahr. „Kein Wunder, dass medikamentöse Nebenwirkungen in Altenheimen an der Tagesordnung sind.“

„Wir wissen, dass bei älteren Menschen rund 10 Prozent aller Krankenhauseinweisungen aufgrund unerwünschter Arzneimitteleffekte erfolgen“, sagt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL). Rund die Hälfte dieser Einweisungen sei vermeidbar. Die Pharmakotherapie sei einerseits ein Segen, aber auch ein „Hochrisikoprozess“ – gerade bei älteren Menschen mit verändertem Stoffwechsel.

Dr. Ralf Becker, Vorstand des Hausärzteverbunds Münster, erklärt, der Gesundheitszustand der Bewohner von Altenheimen sei generell meist schlecht. „Die meisten Patienten dort sind über 80 und oft in einer verminderten körperlichen und geistigen Verfassung. Rund die Hälfte leidet an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa ein Drittel unter Demenz und bei 17 Prozent ist eine manifeste Depression diagnostiziert.“

Bei der Untersuchung im Jahr 2010 waren 1493 Arzneimittel-bezogene Probleme dokumentiert worden. Knapp die Hälfte entfiel auf die Dokumentation der Arzneimitteltherapie, 35 Prozent auf die Lagerung und 16 Prozent auf die Dispension. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, hatte die Wissenschaftler einen multidisziplinären Expertenworkshop verschiedene Verbesserungsmaßnahmen entwickelt, etwa Schulungen für Pflegende und Ärzte.

Allerdings konnten diese Maßnahmen nur in vier der elf Einrichtungen implementiert werden. Die Autoren der Studie vermuteten Vorbehalte auf Seiten der Hausärzte, deren Einbindung sich schwierig gestaltete. Deshalb hielten sie es für notwendig, die Hausärzte künftig besser einzubinden. Auch die Expertise der Apotheker werde bislang selten bis gar nicht hinzugezogen, so das Fazit der „InTherAKT“-Beteiligten.

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