250 Euro pro Medikationsplan APOTHEKE ADHOC, 12.02.2015 13:57 Uhr
Nach ARMIN kommt PRIMA – ein neues Projekt der ABDA in Sachsen und Thüringen. Mit der „Primärsystem-Integration des Medikationsplans mit Akzeptanzuntersuchung“ soll erprobt werden, wie der gemeinsam von Apotheker und Arzt erstellte Medikationsplan im Alltag genutzt werden kann. Mehrere Apotheken sind beteiligt und erhalten dafür auch eine Vergütung.
Der Medikationsplan, der nun getestet wird, wurde von der Arbeitsgruppe Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) erstellt. Drei Projekte werden dazu in ganz Deutschland durchgeführt und vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit insgesamt 700.000 Euro gefördert. Eines dieser Projekte ist PRIMA.
Zu PRIMA gehören eine Pilot- und eine Hauptuntersuchung. Die Pilotuntersuchung wird mit 10.000 Euro vom BMG gefördert, die Hauptuntersuchung mit 230.000 Euro – wie die anderen beiden Projekte. Der Eigenanteil der ABDA liegt bei rund 36.000 Euro, hinzu kommen Personal- und Sachkosten.
Zunächst soll herausgefunden werden, ob der Medikationsplan in seiner jetzigen Form für Patienten lesbar und verständlich ist. Dazu sollen ABDA-Mitarbeiter 40 Patienten in mindestens fünf Apotheken anhand eines Interviewleitfadens befragen. Die Patienten erhalten einen beispielhaft erstellten Plan und die dazugehörigen Arzneimittelpackungen. Anschließend sollen sie angeben, ob sie die relevanten Informationen finden, die Abkürzungen und Formulierungen verstehen und die Angaben umsetzen können. Die Patienten werden von den jeweiligen Apotheken ausgewählt.
In der sich anschließenden Hauptuntersuchung soll der Medikationsplan in der Praxis erprobt werden. Am Ende des zweijährigen Projektes sollen Apotheker, Ärzte und Patienten zu den Prozessen befragt werden. Für die ausführlichen telefonischen Interviews erhalten Apotheker und Ärzte jeweils eine pauschale Aufwandsentschädigung von 100 Euro. Außerdem teilen sich beide für die Erfassung der Gesamtmedikation, die pharmazeutische und medizinische Prüfung, den Informationsaustausch und die kontinuierliche Aktualisierung zusammen 250 Euro pro Patient für die gesamte Projektdauer.
Für die Praxisanwendung werden neue Module für die Software von Apothekern und Ärzten entwickelt. Derzeit führt die ABDA Gespräche mit verschiedenen Anbietern über eine mögliche Kooperation. Von dem Ergebnis hängt die Auswahl der beteiligten Apotheker und Ärzte ab. Insgesamt sollen acht Apotheken und acht Arztpraxen einbezogen werden.
Nach der Softwareanpassung soll es möglich sein, den Medikationsplan zu erstellen, zu ändern und auszudrucken. Die Daten werden auf einem gesicherten Server im Rahmen des Sicheren Netzes der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) gespeichert. Der Austausch der Daten soll über eine gesicherte Verbindung und in einem definierten Format erfolgen. Derzeit wird das Datenschutzkonzept dafür erarbeitet.
„Wir wollen eine praxisnahe Lösung finden im Sinne eines Best-Practice-Beispiels zwischen einem Apotheken- und einem Praxisverwaltungssystem“, sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. „Bislang sind die Softwareanbieter bei der Entwicklung noch zurückhaltend – PRIMA wird für Rückenwind sorgen und Vorbehalte abbauen.“
Die Medikationspläne sollen insgesamt an 100 Patienten erprobt werden, die mindestens fünf Medikamente in der Dauermedikation einnehmen. „Die Erstellung von Medikationsplänen ist mit Aufwand und Kosten verbunden. Dies ist vertretbar, wenn die Patienten davon profitieren“, erklärt die ABDA. Deshalb würden in PRIMA – wie in ARMIN – Patienten mit Polymedikation eingeschlossen, die als Einnahme von mindestens fünf Arzneimitteln in Dauermedikation definiert sei. Apotheker und Arzt hätten allerdings die Möglichkeit, auch andere Patienten einzubeziehen, wenn der Bedarf bestehe.
Die Projekt ARMIN und PRIMA hängen eng zusammen. Während in ARMIN bereits Vorarbeiten zu elektronischen Umsetzung und zur Abstimmung der Verantwortlichkeiten bei der Medikationsplanerstellung und -pflege erfolgten, sollen die PRIMA-Ergebnisse wiederum in ARMIN einfließen.