Bericht des Bundestages

Arzneimittelrückstände: Keine Gefahr für Trinkwasser

, Uhr
Berlin -

Das Büro
 für Technikfolgen­-Abschätzung
 beim 
Bundestag
 (TAB) hat 
einen
 Bericht
 über
 Arzneimittelrückstände
 in Trinkwasser
 und
 Gewässern vorgelegt. Die Experten sehen keine Gefährdungen für das Trinkwasser. Allerdings seien Risiken für andere Wasserarten und für Fische durch Arzneimittelrückstände nicht auszuschließen. Das TAB verweist auf große Wissenslücken.

Hintergrund
 des Berichts ist
 der 
seit
 Jahren
 zunehmende 
Verbrauch 
von Arzneimitteln. 
Ausgeschieden 
gelangen
 diese, 
stark 
verdünnt,
 wieder 
in 
Grundwasser 
und 
Gewässer. 
Dort 
bauten 
sich manche 
der 
Stoffe
 nur 
langsam
 ab, 
könnten
 in 
der 
Umwelt 
akkumulieren 
und 
über 
den 
Nahrungskreislauf 
oder 
das Trinkwasser 
wieder 
in 
den 
Körper 
gelangen, 
heißt 
es 
in 
dem
 Bericht im Auftrag des Ausschusses 
für
 Bildung,
 Forschung 
und
 Technikfolgenabschätzung.

Es 
gebe „noch
 große Wissenslücken 
über 
Vorkommen
 und 
Wirkungen 
von 
Arzneimittelrückständen 
in 
der 
Umwelt“, heißt 
es 
im
 Vorwort.
 Ein flächendeckendes 
Monitoring 
der 
Mikroverunreinigungen 
im 
Wasser 
und
 deren 
Wirkungen fehle. 
Beim 
Genuss 
von
Trinkwasser 
sei 
derzeit 
nichts 
zu 
befürchten, 
aber 
aus 
Laborversuchen
 und 
ersten Felduntersuchungen 
gebe 
es 
„interpretationsbedürftige 
Hinweise,
 dass 
Gewässerökosysteme
 durch Arzneimittelrückstände 
in 
Kombination
 mit 
anderen 
Mikroverunreinigungen
 beeinträchtigt
 werden“ 
können.

Der
 Bericht 
beinhaltet eine 
Bestandsaufnahme
 zu 
Mengen, 
Konzentrationen 
und 
Trends 
von 
Arzneimittelreststoffen 
im
 Wasser sowie 
zu 
vorhandenen 
Hinweisen, 
Indizien 
und
 Evidenzen 
für 
negative 
Wirkungen. 
Zudem enthält er Kapitel 
zu 
den Auswirkungen
 auf
 die 
Gesundheit 
und 
Umwelt
 sowie 
zum
 Vorsorgeprinzip 
und
 gesellschaftlichen 
Zielkonflikten zwischen
 Gesundheit, 
Tierwohl 
und 
Umweltschutz. 
Abschließend
 behandelt 
werden
 die 
Themen
 Strategien
 und Maßnahmen
 zur 
Verringerung 
der 
Risiken 
durch 
Arzneimittelrückstände, 
ohne 
das 
bestehende
 Niveau
 des Gesundheitsschutzes 
abzusenken.

Laut Bericht werden 
insgesamt
 deutlich 
mehr 
Human¬- 
als 
Tierarzneimittel 
verbraucht. In Deutschland werden Vorkommen und Konzentrationen pharmazeutischer Wirkstoffe in der Umwelt und insbesondere in Gewässern bislang allerdings nicht flächendeckend systematisch überwacht. Stichprobenuntersuchungen und Schätzungen weisen aber auf einen Anstieg von Arzneimittelrückständen und anderen Mikroverunreinigungen in Gewässern und im Trinkwasser hin. Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes (UBA) wurden 2002 in Deutschland 6200 t Humanarzneimittelwirkstoffe verwendet, 2012 lag der Wert bereits bei 8120 t, was eine Steigerung von 30 Prozent innerhalb von zehn Jahren bedeutet.

Die Arzneimittel enthalten etwa 2300 verschiedene Wirkstoffe, von denen einige wenige einen besonders hohen Anteil haben: Die fünf Wirkstoffe Metformin, Ibuprofen, Metamizol, Acetylsalicylsäure und Paracetamol machten 2012 zusammengenommen rund die Hälfte der insgesamt abgegebenen Menge an Arzneistoffen aus. Insgesamt werden zwar deutlich mehr Human- als Tierarzneimittel verbraucht, aber auch im veterinärmedizinischen Bereich werden erhebliche Mengen umgesetzt. Beispielsweise wurden 2015 in Deutschland Nutztiere mit 805 t Antibiotika behandelt. In Bezug auf Tierarzneimittel ist die Datenlage laut Bericht jedoch unzureichend, denn es werden nur die Abgaben von Antibiotika und einigen anderen ausgewählten Wirkstoffen amtlich erfasst. Schätzungen des Gesamtverbrauchs an Tierarzneimitteln bei Nutztieren seien nicht sehr zuverlässig, und aus dem Bereich der Heimtiere lägen auch keine belastbaren Daten vor.

In 
Böden, 
Oberflächengewässern 
und insbesondere
 in
 Kläranlagenabflüssen
 seien 
Arzneimittelrückstände
 in 
Konzentrationen 
von
 bis
 zu
 10
 µg/l, 
in Einzelfällen 
aber 
auch 
deutlich 
darüber 
gefunden
 worden. 
In 
einem
 Kläranlagenzulauf 
sei 
der 
Spitzenwert
 von 
492 µg/l für
 das 
Schmerzmittel 
Paracetamol
 gemessen 
worden.
 In 
den 
Oberflächengewässern, 
in 
die 
Kläranlagen
 einleiten, finde
 sich 
meist 
eine
 um
 mindestens 
die 
Hälfte 
verringerte 
Konzentration. 
In 
einigen 
Regionen, 
wie 
dem
 hessischen Ried
 und 
in 
Teilen 
Berlins 
bestehe
 Handlungsbedarf, 
weil 
Grenzwerte 
überschritten 
wurden.

In 
Bezug 
auf 
die 
Auswirkungen
 gebe
 es
aktuell 
keine 
Hinweise
 für 
eine 
akute 
oder 
chronische Gesundheitsgefährdung 
von
 Menschen
 durch 
Arzneistoffe 
im
 Trinkwasser. 
Tendenziell 
könnten
 Mikroverunreinigungen durch 
Arzneimittelrückstände 
zunehmen,
 so dass 
eine 
besondere 
Wachsamkeit
 bei 
Risikogruppen
 wie
 ungeborenem Leben,
 Kleinkindern, 
Heranwachsenden
 sowie 
älteren
 Menschen
 geboten 
sei. 
In 
Oberflächengewässern
 fänden
 sich deutlich 
höhere 
Konzentrationen 
von 
Arzneimittelrückständen
 als 
im
Trinkwasser. 


33
 Prozent 
der 
Humanarzneistoffe und
 45 
Prozent 
der 
Tierarzneimittel 
besäßen 
eine 
hohe
 Ökotoxizität. 
Mögliche
 Schäden
 seien 
beispielsweise Beeinträchtigungen
 des 
Stoffwechsels, 
der 
Fortpflanzungsfähigkeit 
und 
des 
Wachstums,
 aber 
auch Verhaltensänderungen
 und
 im
 Extremfall 
der 
Tod
 von 
Organismen. 
Dadurch,
 dass
 die 
Gefährdungsabschätzung
 für tierische
 Organismen 
und
 Lebensgemeinschaften 
mit 
computergestützten 
Modellen 
geschehe,
 seien 
diese 
jedoch
 „mit Unsicherheiten
behaftet“, 
heißt 
es 
in 
dem
 Bericht 
weiter.

Bei den Umweltwirkungen der Arzneimittelreststoffe in Gewässern sei aber zu bedenken, dass aquatische Organismen in der Regel höheren Expositionen ausgesetzt seien als Menschen und daher ungleich stärker gefährdet seien. Das gelte insbesondere für Organismen, die in Hotspots wie den Unterläufen von Kläranlagen leben. Es sei neuerdings auch schon in Feldversuchen beobachtet worden, dass Arzneimittelrückstände in Kombination mit anderen Mikroverunreinigungen aquatische Lebensgemeinschaften beeinträchtigten. Dennoch seien die im Freiland bestehenden Umweltrisiken durch Arzneimittelrückstände zumeist noch unklar.

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