Arzneimittelkriminalität

ADKA gegen „vagabundierende Arzneimittel“

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Berlin -

Die Klinikapotheker warnen vor mafiösen Strukturen im Arzneimittelhandel. Der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) fordert, die Vertriebsstrukturen für Arzneimittel in Deutschland und der EU zu überprüfen. Hintergrund sind aktuelle Meldungen zu Arzneimitteldiebstählen und Fälschungen in Italien und bei der Trans-o-Flex-Tochter Thermomed in Neuss.

Markus Müller, seit Mai Präsident der ADKA, wundert sich nicht über die Entwicklung: „Seit deutlich mehr als einem Jahrzehnt prangern wir die Fehlentwicklung des 'grauen' Arzneimittelmarkts an, die über undurchsichtige Kanäle Arzneimittel in der EU vagabundieren lässt und die zu einer erheblichen Schieflage in manchen Bereichen des Markts geführt hat.“

Dass jetzt kriminelle Kreise die Lukrativität dieses Bereichs für sich entdeckt hätten, sei die logische Konsequenz. „Die nicht mehr abschätzbare Gefahr für die Patienten muss den Gesetzgeber hier zu raschem Handeln veranlassen“, fordert Müller.

ADKA-Geschäftsführer Klaus Tönne fügt hinzu: „Wir fordern den Gesetzgeber auf, nur noch die Vertriebswege vom Hersteller über den Großhandel an die Apotheke oder vom Hersteller direkt an die Apotheke zuzulassen.“ Dies müsse auch in Europa durchgesetzt werden, um kriminelle Geschäfte unmöglich zu machen oder zumindest erheblich zu erschweren.

Ende Mai waren aus einem Thermomed-Lager in Neuss zahlreiche Medikamente gestohlen worden: Insgesamt sind mehr als 40 Hersteller und Reimporteure von dem Diebstahl betroffen. Die betroffenen Unternehmen hatten die Apotheker aufgefordert, nur direkt oder über den Großhandel einzukaufen.

In Italien waren Ende 2013 sechs verschiedene Medikamente gestohlen worden. Hersteller und Behörden reagierten zunächst gar nicht. Über Zwischenhändler und Reimporteure gelangten die Präparate später nach Deutschland. Davon betroffen sind Herceptin, Avastin und Mabthera von Roche, Remicade von MSD sowie Alimta und Humatrope von Lilly.

Die gestohlenen Medikamente sind per se nicht verkehrsfähig: „Wir können bei gestohlener Ware nicht garantieren, dass die Transportkette eingehalten wurde“, erklärt eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).

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