Die Reimporteure stehen unter Druck: ABDA, Originalhersteller und einzelne Kassen wollen die Importquote streichen, da sie aus ihrer Sicht kaum Einsparungen bringt. Der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) hält dagegen und hat die Forschungs- und Beratungsfirma Prognos rechnen lassen. Demnach werden jährlich 240 Millionen Euro durch den Parallelhandel eingespart – weitere 100 Millionen Euro wären locker möglich.
Demnach gingen 2013 im Rx-Bereich unmittelbar 174 Millionen Euro an Einsparungen auf Reimporte zurück, im vergangenen Jahr waren es 222 Millionen Euro. Die indirekten Einsparungen – Importe ohne Originalbezug – schätzt Prognos auf weitere 18,5 beziehungsweise 19,4 Millionen Euro.
Damit steht laut VAD fest, dass die Rabattverträge die Einsparungen durch Importarzneimittel nicht schmälern, zumindest in absoluten Werten: Die ermittelten direkten Einsparungen lagen im Jahr 2014 nominell rund 100 Millionen Euro über denen aus dem Jahr 2006.
Der VAD weist auch darauf hin, dass Rabattverträge über patentgeschützte Arzneimittel nur dank der Konkurrenz durch Reimporteure möglich sind. Insofern seien die Einsparungen, die die Kassen in diesem Bereich erzielten, zum Teil auf die Existenz von Importarzneimitteln zurückzuführen. Nicht berücksichtigt wurden für die Studie außerdem nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel, die an Kassenpatienten abgegeben wurden.
Da die Sparmaßnahmen aus dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) auch negative Effekte auf das Sortiment der Reimporteure hatten und haben, fallen die realisierten Einsparungen laut VAD geringer aus als möglich gewesen wäre. Der Verband, der ACA Müller, AxiCorp, Emra, Haemato und Kohlpharma vertritt, beziffert das Einsparpotenzial auf eine Größenordnung von jährlich mehr als 340 Millionen Euro. „Damit wurden in der Vergangenheit bis zu 50 Prozent des vorhandenen Einsparpotenzials nicht ausgeschöpft.“
In mehr als 35 Jahren hätten sich Importe als effektiver Wettbewerber im patentgeschützten Segment etabliert, schreibt der VAD. Trotz der Verbreitung der Rabattverträge habe das Volumen der erzielten Einsparungen zugenommen; vielmehr stünden immer mehr Anbieter im Wettbewerb um die Gunst der Apotheker, der nicht zuletzt auf der Preisebene stattfinde. „Im Sinne des Wirtschaftlichkeitsgebots des Sozialgesetzbuchs werden sie auch in Zukunft ihren Anteil an den Sparbemühungen leisten.“
Die Reimporteure durchleben aktuell schwierige Zeiten. Im vergangenen Jahr verging kaum eine Woche, in der nicht wenigstens ein Anbieter mutmaßlich gefälschte Ware zurückrufen musste. Zum Apothekertag forderte die ABDA die Abschaffung der Importquote; die AOK Baden-Württemberg bekennt sich offen zu dieser Idee. Die Branche selbst ist zerstritten, bei zwei Firmen hat es zuletzt Wechsel in der Geschäftsführung gegeben.
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