USA

Arzneimittelimporte im Wahlkampf Patrick Hollstein, 24.09.2008 09:56 Uhr

Berlin - 

In den USA zeichnet sich ein Umdenken beim Thema Medikamenten-Importe ab: Obwohl sowohl Demokraten als auch Republikaner an den geplanten strikten Kostendämpfungsmaßnahmen bei den Arzneimittelausgaben festhalten, äußerten Berater beider Präsidentschaftskandidaten jetzt Zweifel an der bisherigen Absicht, die Einfuhrbeschränkungen für Arzneimittel zu lockern. Sollte der neue Standpunkt die Präsidentschaftswahl überdauern, könnte dies auch Folgen für den europäischen Pharmamarkt haben.

Beim Jahrestreffen des amerikanischen Generikaverbandes sagten Berater von Barack Obama und John McCain, dass angesichts der jüngsten Zwischenfälle mit Heparin und chinesischer Babynahrung über die Pläne zur Erleichterung von Arzneimittelimporten nachgedacht werde. Offenbar sei es doch schwieriger als gedacht, medizinische Produkte sicher einzuführen, hieß es.

„Beide Kandidaten waren ursprünglich für den Reimport von Arzneimitteln, aber infolge des Heparin-Skandals gibt es heute viel weniger Enthusiasmus“, sagte Dora Hughes, gesundheitspolitische Beraterin des demokratischen Kandidaten Barack Obama. Man verstehe zunehmend, welche Schwierigkeiten mit dem Import verbunden seien, ergänzte Douglas Holtz-Eakin, Berater des Republikaners John McCain.

Keiner der beiden Kandidaten will jedoch gänzlich von den Plänen zur Erleichterung des Imports abgehen. Seit Jahren wird in den USA über die Einfuhr von Arzneimitteln diskutiert. Während die Pharmaindustrie blockiert, organisieren Befürworter sogar Busreisen nach Kanada und Mexico, wo die Arzneimittelpreise deutlich niedriger sind.

Beobachtern zufolge waren die Absichtserklärung der Präsidentschaftskandidaten, die Einfuhr von Arzneimitteln künftig zu erleichtern, einer der Hauptgründe für große Pharmakonzerne wie Pfizer, ihren Lieferweg in Europa auf Exklusivvertriebsmodelle (Direct to pharmacy, DTP) umzustellen. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass aus Europa keine preiswerten Produkte unkontrolliert in die USA gelangen. Ob eine neue Politik in Washington für Entspannung in Europa sorgt, bleibt abzuwarten.

Der Druck auf die Pharmakonzerne dürfte kaum nachlassen: Nach der Präsidentschaftswahl soll die Einführung von Generika erleichtert werden; Obama will durch direkte Preisverhandlungen der staatlichen Versicherungssysteme mit den Herstellern zusätzlichen Druck machen. Selbst die Republikaner, seit Jahren erste Anlaufstelle im politischen Lobbying der Pharmakonzerne, setzen auf neue Sparprogramme bei den Arzneimitteln.