Mit einem kräftigen Anstieg sind die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen ins neue Jahr gestartet. Mit meinem Plus von 6,8 Prozent lag der Zuwachs klar über dem von Kassenärzten und Krankenkassen vereinbarten Rahmen von 3,7 Prozent. Auch bei den Impfstoffen mussten die Kassen im Vergleich zum Vorjahr knapp 7 Prozent drauflegen.
Nach den Frühinformationen des Deutschen Apothekerverbands (DAV) gaben die Kassen im Januar 3,2 Milliarden Euro für Arzneimittel und gut 100 Millionen Euro für Impfstoffe aus. Nicht berücksichtigt sind in diesen Zahlen die Einsparungen der Kassen aufgrund von Rabattverträgen. Diese werden vom Bundesgesundheitsministerium erst später bekannt gegeben.
Auffallend ist im Januar, dass die regionalen Ausgabenanstiege sich nicht so stark unterscheiden wie im letzten Jahr – mit einer Ausnahme: Im Saarland betrug der Zuwachs nur 0,59 Prozent. Mit einem Plus von fast 10 Prozent führt Bayern die Liste des DAV an. Über 7 Prozent mehr Arzneimittel wurden in Brandenburg, Nordrhein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Westfalen-Lippe verordnet. In den übrigen Regionen betrugen die Zuwächse zwischen 4 und knapp 7 Prozent.
Bereits 2018 waren die Arzneimittelausgaben der Kassen kräftiger gestiegen als mit 3,2 Prozent vereinbart. Laut ABDA legten die Arzneimittelausgaben um 4,3 Prozent auf 36,2 Milliarden Euro zu. Nicht einberechnet sei dabei aber die Rekordeinsparung von mehr als vier Milliarden Euro durch Rabattverträge. 2018 zählte das GKV-System mit 73 Millionen 500.000 Versicherte mehr. Dabei war die Zahl der verordneten Arzneimittelpackungen allerdings um 0,1 Prozent auf 714 Millionen rückläufig.
„Immer mehr Versicherte, immer ältere Patienten und der medizinische Fortschritt tragen zu höherem Aufwand und damit auch zu höheren Kosten im Gesundheitswesen bei. Die Arzneimittelausgaben sind dabei keine Ausnahme“, kommentierte DAV-Vorsitzender Fritz Becker die Zahlen: „Allerdings geht nur ein Bruchteil der Ausgaben für die Arzneimittelversorgung an die Apotheken. Ihr Anteil an den GKV-Gesamtausgaben liegt seit Jahren stabil unter 2,5 Prozent. Auf der anderen Seite sind die Beitragseinnahmen der Krankenkassen wegen der guten Arbeitsmarktlage stark gestiegen. Zudem erzielen die Kassen immer höhere Erlöse durch Rabattverträge für Generika und durch Preisverhandlungen mit Pharmaherstellern bei neuen Medikamenten mit festgestelltem Zusatznutzen. Trotz gut gefüllter Kassen wollen manche GKV-Manager eher weitere Leistungen für ihre Versicherten kürzen, statt zukunftsweisende Angebote zu finanzieren. Nicht nur aus Sicht der Versicherten ist das der falsche Weg.“
Auch 2017 waren die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen schneller gestiegen als vereinbart. Laut BMG stiegen die Gesamtausgaben um 4 Prozent oder 1,42 Milliarden Euro auf 39,88 Milliarden Euro. Vereinbart war ein Anstieg von 3,2 Prozent. Darin enthalten ist auch das Apothekenhonorar. Auch Rabattverträge sind berücksichtigt.
Für 2019 haben sich Kassen und Ärzte kürzlich auf einen Ausgabenrahmen von Plus 3,7 Prozent verständigt. Danach können die Arzneimittelausgaben um 1,4 Milliarden Euro steigen. Für den Hauptteil des Wachstums sind laut Rahmenvertrag neue Arzneimittel verantwortlich, insbesondere Onkologika, die zunehmend ambulant verschrieben werden. Auch bei den Heilmitteln wird es jedoch teurer, hier erwarten die Vertragspartner eine Steigerung von 0,8 Prozent.
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