GKV-Zahlen

Arzneimittelausgaben: TK warnt vor Auf und Ab APOTHEKE ADHOC, 05.06.2020 10:56 Uhr

Ausgaben rauf, Einnahmen runter: TK-Chef Dr. Jens Baas warnt vor Corona-Folgen für die Kassen. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Die Corona-Pandemie hat in der zweiten Märzhälfte zu stark erhöhten Ausgaben für Arzneimittel geführt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK). Vorstandschef Dr. Jens Baas warnt vor unkalkulierbaren Risiken für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV).

So sind in der Woche vor dem Inkrafttreten des Kontaktverbots (KW 12) die Ausgaben bei der TK auf knapp 104 Millionen Euro gestiegen – im Vorjahr lagen die Ausgaben in dieser Woche bei rund 72 Millionen Euro. Das macht eine Steigerung von 44 Prozent. Im Vergleich zur Vorwoche liegt die Steigerung bei 18 Prozent.

Dabei haben die Versicherten nicht nur insgesamt mehr Medikamente verordnet bekommen, unter den Verordnungen in dieser Woche waren auch besonders viele Großpackungen, der Anstieg beträgt 10 Prozentpunkte im Vergleich zur gleichen Woche im März 2019.

Auch beim Blick darauf, welche Medikamente verordnet wurden, sind laut TK besondere Effekte zu beobachten. So sind im März die Ausgaben für Arzneimittel mit dem Wirkstoff Candesartan zur Behandlung von Bluthochdruck und chronischer Herzinsuffizienz um 80 Prozent im Vergleich zum März 2019 gestiegen. Bei Insulinen sind es 50 Prozent.

„Wir sehen in unseren Daten, dass sich die Patienten vor dem sogenannten Lockdown auch mit verschreibungspflichtigen Medikamenten bevorratet haben, das gilt insbesondere für Versicherte mit chronischen Krankheiten“, so Baas. Für den gesamten März ergibt sich ein Plus von etwas mehr als 26 Prozent je Versicherten bei den Arzneimittelausgaben.

Im April gingen die Verordnungen wieder deutlich zurück, nach ersten Auswertungen auf das Niveau vom Vorjahr. Bei der weiteren Entwicklung komme es auf derzeit noch nicht kalkulierbare Effekte an – beispielsweise, ob die Großpackungen aufgebraucht werden oder ob neue Medikamente verordnet werden.

Der sprunghafte Anstieg bei den Ausgaben für Medikamente sei ein Beispiel dafür, dass die Kosten der Pandemie für die Krankenkassen insgesamt aktuell nur schwer einzuschätzen seien, so Baas. „Die Pandemie beeinflusst die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen und somit die Ausgaben, bei Arztbehandlungen sehen wir im März und April beispielsweise Rückgänge.“

Da die Entwicklungen von zahlreichen Effekten abhängig seien und auch mit politischen Entscheidungen zusammenhingen, könnten sie sich jedoch kurzfristig ändern. „Enorme Einbrüche durch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zeichnen sich für die gesamte Gesetzliche Krankenversicherung hingegen bereits auf der Einnahmenseite ab.“