Arzneimittelausgaben stiegen über Soll APOTHEKE ADHOC, 02.03.2018 14:56 Uhr
Die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen sind im Jahr 2017 schneller gestiegen als zwischen Ärzten und Krankenkassen vereinbart. Wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) jetzt mitteilte, stiegen die Gesamtausgaben um 4 Prozent oder 1,42 Milliarden Euro auf 39,88 Milliarden Euro. Vereinbart war ein Anstieg von 3,2 Prozent. Darin enthalten ist auch das Apothekenhonorar. Rabattverträge sind berücksichtigt.
Pro Patient stiegen die Arzneimittelausgaben im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent. Das stärkere Gesamtausgabenwachstum ist daher auf die gestiegene Zahl der GKV-Versicherten zurückzuführen. Nach Angaben des DAV erhöhte sich die Anzahl der GKV-Versicherten um knapp 800.000 (plus 1 Prozent) auf fast 73 Millionen. Zugleich sank aber die Zahl der verordneten Arzneimittelpackungen um 2,1 Prozent auf 741 Millionen.
Gestiegen sind 2017 erneut auch die Einsparungen der Kassen aufgrund von Rabattverträgen. Laut BMG betrug der Anstieg 4,3 Prozent. Danach lagen die Kassenersparnisse aus Rabattverträgen erstmals knapp über vier Milliarden Euro. 2016 waren die Rabatterlöse sogar um 7,8 Prozent auf rund 3,85 Milliarden Euro gestiegen.
Ingesamt vermeldet das BMG für die GKV für 2017 einen Überschuss von rund 3,15 Milliarden Euro. Dieser Überschuss lag damit nahezu doppelt so hoch wie im Vorjahr (2016: 1,62 Milliarden Euro). Die Finanzreserven der Krankenkassen stiegen bis Ende 2017 auf den Rekordwert von 19,2 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Finanzreserve sämtlicher Krankenkassen beträgt etwa eine Monatsausgabe und liegt damit viermal so hoch wie die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve. Erstmals erfüllen alle Kassen die Mindestreservepflicht.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kommentierte das positive Ergebnis so: „Mit Rekordreserven von 19,2 Milliarden Euro stehen die gesetzlichen Krankenkassen zum Abschluss der letzten Wahlperiode auf einer guten Grundlage. Das zeigt, dass es richtig war, die Versicherten mit notwendigen Verbesserungen, etwa im Bereich der Prävention, der Hospiz- und Palliativversorgung oder der Stärkung von Stationspflege und Hygiene im Krankenhaus zu unterstützen und zugleich den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz für 2018 abzusenken. Alles spricht dafür, dass die gesetzliche Krankenversicherung auch im Jahr 2018 schwarze Zahlen schreibt. Die gesetzliche Krankenversicherung ist damit gut gerüstet, um die großen Herausforderungen unseres Gesundheitswesens, wie die weitere Verbesserung der Gesundheitsversorgung, bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege und die Fortführung der Digitalisierung des Gesundheitswesens kraftvoll anzugehen.“
Einnahmen in Höhe von rund 233,72 Milliarden Euro standen Ausgaben von rund 230,56 Milliarden Euro gegenüber. Damit sind die Einnahmen der Krankenkassen um 4,3 Prozent und die Ausgaben insgesamt um 3,5 Prozent gestiegen. Zu Beginn der neuen Legislaturperiode ist die GKV laut BMG damit finanziell gut aufgestellt. Die Ausgabenentwicklung dürfte auch in diesem Jahr moderat verlaufen, prognostiziert das Ministerium.
Kritik übte Gröhe an den Kassen: Der derzeit von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz sei höher als der zur Deckung der voraussichtlichen Ausgaben erforderlich. Das BMG habe den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz auf Grundlage der Prognose des Schätzerkreises für das Jahr 2018 von 1,1 auf 1,0 Prozent abgesenkt. „Nur ein Teil der Krankenkassen hat die vorhandenen Möglichkeiten zu Senkung ihres Zusatzbeitragssatzes genutzt“, so das Ministerium.
Der tatsächlich erhobene Zusatzbeitragssatz lag zum 1. Januar 2018 bei 1,08 Prozent. Das zeige, dass das Potenzial für Beitragssatzsenkungen nicht zuletzt unter Berücksichtigung der erheblichen Finanzreserven zahlreicher Krankenkassen bislang nicht ausgeschöpft wurde.
Die liquiden Mittel des Gesundheitsfonds beliefen sich laut BMG zum Stichtag 15. Januar 2018 auf einen Wert von 9,1 Milliarden Euro. Die Einnahmeseite des Gesundheitsfonds verlief mit einem Anstieg der beitragspflichtigen Einnahmen von 4,4 Prozent weiterhin sehr dynamisch. Der Bundeszuschuss wurde von 2016 auf 2017 und für die Folgejahre dauerhaft von 14 auf 14,5 Milliarden Euro erhöht.
Bei deutlich steigenden Versichertenzahlen von rund 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lagen die Ausgabenzuwächse je Versichertem 2017 bei rund 2,3 Prozent. Dabei sind die Neuzugänge, die die GKV in jüngerer Zeit verzeichnen konnte, laut BMG im Schnitt nicht nur jünger, sondern nehmen auch weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch als die gleichaltrigen Bestandsversicherten. Auch dies habe zu einer Abflachung der Ausgabenzuwächse je Versichertem beigetragen.