GKV-Finanzen

Arzneimittelausgaben steigen wieder schneller

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Berlin -

Die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres schneller gestiegen als bislang bekannt – nämlich um 3,7 Prozent. Die Zuwächse lagen damit im zwar Rahmen der durchschnittlichen Steigerungsrate der gesamten Leistungsausgaben, allerdings über dem zwischen Ärzten und Kassen vereinbarten Maximum von 3,3 Prozent. Wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) außerdem in seiner Statistik mitteilte, ist das Geldpolster der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im laufen Jahr auf 24 Milliarden Euro gestiegen. Das sind knapp zwei Milliarden mehr als nach den ersten drei Quartalen des Vorjahres.

Die einzelnen Kassen verzeichneten laut BMG rund 2,52 Milliarden Euro Überschüsse. Damit stiegen die Reserven der Kassen bis Ende September auf 18,6 Milliarden Euro. Den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz hatte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) um 0,1 Punkte auf 1 Prozent abgesenkt. Die einzelnen Kassen legen aber selbst fest, in welcher Höhe sie den Aufschlag allein auf Kosten der Kassenmitglieder nehmen.

Beim Gesundheitsfonds, der Geldsammel- und -verteilstelle der GKV, überstiegen die Ausgaben die Einnahmen um 3,7 Milliarden Euro. Zum Jahresende hatte die Fondsreserve noch 9,1 Milliarden Euro betragen. Da erst im vierten Quartal Einnahmen aus Weihnachts- und Urlaubsgeld in den Fonds fließen, dürften die Ausgaben die Einnahmen im Gesamtjahr nur noch um rund 600 Millionen Euro übersteigen. Nach den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres hatten Kassen und Fonds ein Geldpolster von 22,25 Milliarden Euro. Bis zum Jahresende war die Reserve auf 24,5 Milliarden Euro gewachsen.

Insgesamt stiegen die Kassenausgaben für Arzneimittel bis Ende September um gut eine Milliarde Euro auf 29,6 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr gaben die Kassen noch 28,6 Milliarden Euro für Arznemittel aus. An den Gesamtausgaben haben Arzneimittel einen Anteil von 17 Prozent. Aktuell liegt der Zuwachs von 3,7 Prozent wieder über dem vereinbarten Ausgebenrahmen.

Nach Angaben des DAV hatten sich im Zeitraum Januar bis August die GKV-Arzneimittelausgaben lediglich um 3,1 Prozent erhöht, während die Zahl der Rezepte um 1 Prozent zurückgegangen ist. Im August gaben die Kassen danach für Arzneimittel 2,9 Milliarden Euro aus, im gesamten Zeitraum seit Jahresbeginn 23,1 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 3,1 Prozent. Bis August lag nach DAV-Angaben der Ausgabenanstieg danach noch im zwischen Kassen und Ärzte vereinbarten Korridor. Wie sich der Unterschied erklärt, ist nicht bekannt.

Die Kassenausgaben für Ärzte stiegen in den ersten drei Quartalen stärker um 5,1 Prozent an und für Klinikbehandlungen um 2,4 Prozent. An die Ärzte zahlten die Kassen in diesem Jahr 32 Milliarden Euro (plus 1,5 Milliarden Euro), das sind 18 Prozent der Gesamtausgaben. Den größten Ausgbaneblochk bilden wie immer die Krankenkäuser. Für stationäre Behandlung gaben die Kassen in den ersten neun Monaten knapp 57 Milliarden Euro aus. Das ist ein Drittel der GKV-Gesamtausgaben.

Überproportionale Zuwächse ergeben sich mit plus 5,7 Prozent bei den Ausgaben für Heilmittel. Hier sind deutliche Honorarerhöhungen der Heilmittelerbringer nach Inkrafttreten des Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes ab dem 2. Quartal finanzwirksam geworden. Der Anstieg bei den Ausgaben für Hilfsmittel in Höhe von 2,5 Prozent ist demgegenüber deutlich niedriger.

Bei den Ausgaben für Präventionsleistungen nach §§ 20 ff. SGB V verzeichneten die Krankenkassen im 1. bis 3. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen weiteren Zuwachs von rund 14,6 Prozent. Insbesondere stiegen die Ausgaben für betriebliche Gesundheitsförderung um 22 Prozent und für die Prävention in nichtbetrieblichen Lebenswelten sogar um 39 Prozent. Hier hatte der Gesetzgeber mit dem Präventionsgesetz die Leistungen ausgeweitet. Mit den Regelungen dieses Gesetzes wurden die Krankenkassen ab 2016 verpflichtet, ihr bisher sehr geringes Engagement in den Lebenswelten deutlich auszubauen.

Bei der Hospiz- und Palliativversorgung haben die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen ebenfalls zu wesentlichen Leistungsverbesserungen beigetragen, die sich auch in deutlichen Ausgabenzuwächsen bemerkbar machen. So stiegen insbesondere die Ausgaben für die spezialisierte ambulante Palliativversorgung um rund 18 Prozent und die Zuschüsse der Krankenkassen für ambulante und stationäre Hospize um rund 7,6 Prozent. Im vergangenen Jahr gab es in diesen Bereichen sogar noch deutlich höhere Zuwachsraten.

Gröhe bewertete die Entwicklung so: „Es ist gut, dass unsere Verbesserungen, etwa in der Prävention oder der Hospiz- und Palliativversorgung, bei den Versicherten ankommen. Gleichzeitig zeigen die weiter steigenden Finanzreserven der gesetzlichen Krankenversicherung, dass es richtig war, den Experten im Schätzerkreis zu folgen und den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz abzusenken. Denn mit Finanzreserven von 18,6 Milliarden Euro haben viele Krankenkassen gute Spielräume für hochwertige Leistungen bei attraktiven Beiträgen. Es liegt nun in der Hand der einzelnen Krankenkassen, diese Spielräume im Sinne ihrer Versicherten auszuschöpfen.“

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