Die Krankenkassen werden in diesem Jahr voraussichtlich erstmals mehr als 40 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgeben. Im ersten Halbjahr stiegen die Ausgaben laut Bilanz des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) um 3,9 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro. Damit liegt der Anstieg über dem zwischen Ärzten und Kassen vereinbarten Wert von 3,2 Prozent. Beim Anstieg spielen erneut die Entwicklungen im Bereich innovativer Arzneimittel eine zentrale Rolle. Deutlich überproportional legten auch die Ausgaben für Heilmittel zu.
Beim Anstieg von 7,4 Prozent bei Heilmitteln machen sich laut BMG vor allem die schrittweise erfolgten Honorarerhöhungen aufgrund des Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes bemerkbar, die zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Heilmittelerbringer beitragen. Der Zuwachs bei Hilfsmitteln betrug 4 Prozent. Pro Versichertem stiegen die Arzneimittelausgaben der Kassen nur um 3 Prozent. Wie schon im vergangenen Jahr erklärt sich der höhere Anstieg der Gesamtausgaben vermutlich mit der aufgrund der guten Arbeitsmarktlage höheren Zahl von sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern. Gestiegen sind im ersten Halbjahr erneut auch die Einsparungen der Kassen durch die Rabattverträge – und zwar um 6,5 Prozent. Laut BMG sparten die Kassen mit Rabattverträgen 2,1 Milliarden Euro in den ersten sechs Monaten.
Insgesamt erzielten die Krankenkassen im 1. Halbjahr einen Überschuss von rund 720 Millionen Euro. Damit haben die Finanzreserven bis Ende Juni 2018 erstmals die Grenze von 20 Milliarden Euro überschritten. Im Durchschnitt entspricht dies mehr als einer Monatsausgabe und damit mehr als dem Vierfachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve. Dazu erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Unser Versichertenentlastungsgesetz ist der richtige Schritt. Die Reserven der Kassen steigen wegen der guten wirtschaftlichen Lage immer weiter an. Davon sollen auch die Beitragszahler profitieren. Deshalb müssen die Krankenkassen mit zu hohen Finanzreserven künftig einen Teil ihrer Rücklagen über geringere Zusatzbeiträge abbauen.“
Einnahmen in Höhe von rund 120,3 Milliarden Euro standen Ausgaben von rund 119,6 Milliarden Euro gegenüber. Damit sind die Einnahmen der Krankenkassen um 3,3 Prozent gestiegen. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von knapp 0,9 Prozent einen Zuwachs von 3,8 Prozent. Der Anstieg derjenigen Ausgaben, für die die Krankenkassen Zuweisungen aus dem Risikostrukturausgleich erhalten, lag bei 4,0 Prozent. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag bei 1,07 Prozent und damit um 0,04 Prozentpunkte unterhalb des Vergleichsquartals.
Bei einer differenzierten Betrachtung nach Krankenkassenarten ergibt sich folgendes Bild: Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) verzeichneten im 1. Halbjahr einen Überschuss von rund 371 Millionen Euro, die Ersatzkassen von 151 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen (BKKen) von 80 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen (IKKen) von 40 Millionen Euro und die Knappschaft-Bahn-See von 84 Millionen Euro. Lediglich die Landwirtschaftliche Krankenversicherung erzielte ein geringes Defizit von 6 Millionen Euro.
Der Gesundheitsfonds, der zum Stichtag 15. Januar 2018 über eine Liquiditätsreserve in einer Größenordnung von rund 9,1 Milliarden Euro verfügte, verzeichnete im 1. Halbjahr 2018 einen saisonüblichen Ausgabenüberhang von rund drei Milliarden Euro. Daraus können laut BMG aber keine Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung im weiteren Jahresverlauf gezogen werden. Während die Ausgaben des Gesundheitsfonds als monatlich gleiche Zuweisungen an die Krankenkassen fließen, unterliegen die Einnahmen unterjährig erheblichen Schwankungen. Denn die Einnahmen aus Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeldzahlungen fließen dem Gesundheitsfonds weitestgehend in der zweiten Jahreshälfte zu. Hinzu kommen weitere Zusatzeinnahmen, aus den Rentenanpassungen zur Jahresmitte.
Durch die äußerst günstige Entwicklung der Beitragseinnahmen des Gesundheitsfonds bei einem Anstieg der beitragspflichtigen Einnahmen im 1. Halbjahr von 4 Prozent profitiert die gesetzliche Krankenversicherung wie die anderen Sozialversicherungszweige auch weiterhin von der ausgezeichneten Wirtschaftslage mit einer positiven Lohn- und Beschäftigungsentwicklung.
Bei den Krankenkassen gab es im 1. Halbjahr 2018 einen Ausgabenzuwachs von 3,8 Prozent bei deutlich steigenden Versichertenzahlen von knapp 0,9 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen um 3,7 Prozent. Die Netto-Verwaltungskosten der Krankenkassen sind nach deutlich unterproportionalen Anstiegen in den Vorjahren im 1. Halbjahr 2018 um 6,5 Prozent gestiegen. Rechnet man die erhöhten Zuführungen zu den Alterungsrückstellungen im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr heraus, lag der Anstieg der Netto-Verwaltungskosten bei rund 3,4 Prozent.
Laut BMG spricht alles dafür, dass die GKV auch das Gesamtjahr 2018 mit einem deutlichen Überschuss abschließen wird. Mit der Einnahmen- und Ausgabenentwicklung 2019 wird sich Mitte Oktober der GKV-Schätzerkreis der Finanzexperten von Bundesversicherungsamt, Bundesministerium für Gesundheit und GKV-Spitzenverband befassen. Nach Auswertung der Ergebnisse des GKV-Schätzerkreises wird das BMG bis zum 1. November den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz für das kommende Jahr bekanntgeben.
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