Arzneimittelausgaben

WidO: Hochpreiser im Anflug

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Berlin -

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland so viele neue Arzneistoffe auf den Markt gebracht wie nie zuvor. Die Hersteller feiern das Ende der „Produktivitätsdelle“, die Kassen stöhnen über die Kosten für die (vermeintlichen) Innovationen. Nach Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) waren Neueinführungen noch nie so teuer. Das Preisniveau der Vorjahre sei durch neue, kostenintensive Mittel wie Sovaldi (Sofosbuvir) „deutlich“ übertroffen worden.

Allein Sovaldi habe im vergangenen Jahr zu Mehrkosten in Höhe von knapp 450 Millionen Euro geführt, so WidO-Vizechef Helmut Schröder. Eine Behandlung von Hepatitis C mit Sovaldi könne zu Therapiekosten von bis zu 120.000 Euro führen. Das Präparat des US-Konzerns Gilead war Anfang 2014 auf den deutschen Markt gekommen.

Mit 45 neu eingeführten Wirkstoffen ist laut WidO 2014 das Niveau der Vorjahre deutlich übertroffen worden. So wurden 2013 nur 26 neue Arzneimittel eingeführt, im bisherigen Spitzenjahr 2009 waren es 36.

Mit 14 Medikamenten befänden sich unter den Neueinführungen ungewöhnlich viele sogenannte Orphan Drugs, also Arzneimittel, die für die Behandlung seltener Erkrankungen zugelassen und nur für sehr wenige Patienten nutzbar sind. Gleichzeitig gab es unter den neuen Arzneimitteln noch nie so viele extreme Hochpreiser: 8 der 45 Neueinführungen hatten mindestens eine Packung mit einem Preis von mehr als 10.000 Euro.

Mit 20 Wirkstoffklassen wurden mehr als 75 Prozent des Nettoumsatzes erreicht, hat das WidO errechnet. Besonders kostenintensiv seien Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen gewesen sowie Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussten. Diese beiden Bereiche machten im vergangenen Jahr allein 18 Prozent des Nettoumsatzes aus.

Neben fünf Neueinführungen zur Behandlung von Krebserkrankungen und vier zur Behandlung von Diabetes falle die hohe Anzahl an neuen patentgeschützten Wirkstoffen gegen infektiöse Erkrankungen (7) auf – hierzu zählen die neuen Arzneimittel zur Behandlung von Hepatitis C.

Nach ersten Schätzungen wurden 2014 rund 7800 Patienten auf eine neue Hepatitis-C-Therapie umgestellt. Weil sukzessive weitere Hersteller nachziehen, rechnet das WidO damit, dass sich dieser Trend im laufenden Jahr noch beschleunigt. Von den geschätzten 100.000 Patienten mit Hepatitis C würden dann zunehmend mehr mit den neuen Arzneimitteln therapiert.

Laut WidO verordneten die niedergelassenen Ärzten und Zahnärzte den 70 Millionen GKV-Versicherten im vergangenen Jahr 651 Millionen Arzneimittelpackungen, insgesamt 39,6 Milliarden Tagesdosen (DDD). Jeder Versicherte habe durchschnittlich 563 DDD verbraucht und somit täglich mehr als 1,5 Arzneimittel eingenommen.

Seit 1981 analysiert das WidO mit dem GKV-Arzneimittelindex den deutschen Arzneimittelmarkt. Ziel sei eine verbesserte Anwendungs- und Markttransparenz, heißt es. Erst die eindeutige Zuordnung von Arzneimitteln mithilfe der ATC-Systematik und die Messung der verordneten Arzneimittelmenge mit definierten Tagesdosen ermöglicht laut WidO eine tiefergehende und reproduzierbare Analyse der Verordnungsdaten.

Hierfür stellt die aktuelle Klassifikation Kategorien für mehr als 7000 Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen sowie die jeweils zugehörigen Tagesdosen als Maßeinheit zur Messung des Verbrauches bereit. Die Arzneimittelklassifikation des GKV-Arzneimittelindex basiert auf dem international geltenden System der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und wurde an die Situation des deutschen Arzneimittelmarktes angepasst und erweitert. Seit 13 Jahren wird die Systematik jährlich veröffentlicht.

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