Die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel (ohne Impfstoffe) sind im August 2017 um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat stärker angestiegen als in den Vormonaten. Die Zahl der Rezepte blieb laut den DAV-Frühinformationen mit einem kleinen Plus von 0,4 Prozent so gut wie konstant. Im Gesamtzeitraum Januar bis August 2017 erhöhten sich die GKV-Arzneimittelausgaben um 3,1 Prozent, während die Zahl der Rezepte um 1 Prozent zurückgegangen ist.
Im August gaben die Kassen für Arzneimittel 2,9 Milliarden Euro aus. Im gesamten Zeitraum Januar bis August 23,1 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 3,1 Prozent. Damit liegt der Ausgabenanstieg immer noch im zwischen Kassen und Ärzte vereinbarten Korridor von 3,3 Prozent. Überdurchschnittlich stark gestiegen sind die Ausgaben in Hamburg, dem Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen mit Raten zwischen 5 und 6 Prozent. Klar unter dem Durchschnitt lagen die Ausgabenanstiege in Berlin, Brandenburg, Bremen und Hessen.
Die GKV-Ausgaben für Impfstoffe haben sich im August 2017 um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verringert. Im gesamten 8-Monatszeitraum ergibt sich hier insgesamt ein durchschnittlicher Anstieg von 2,9 Prozent. Erste Hintergrundanalysen für das 1. Halbjahr 2017 zeigen, dass vor allem mehr Vakzine gegen Pertussis (J07AJ) abgegeben worden sind. Bakterielle und virale Kombinationsimpfstoffe (J07CA) sowie HPV-Impfstoffe (J07BM) waren hingegen rückläufig.
In den Zahlen sind die Einsparungen der GKV durch Rabattverträge nicht enthalten. Die Einsparvolumina werden quartalsweise von den Kassen gemeldet und vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) veröffentlicht. Für das erste Halbjahr 2017 belaufen sich die Einsparungen aus Rabattverträgen gemäß den vorläufigen Rechnungsergebnissen auf 1,95 Milliarden Euro. Das sind rund 8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch nicht in den Zahlen enthalten sind die Einsparungen der GKV durch die erzielten Rabatte bei Impfstoffausschreibungen.
Zuletzt hatte allerdings die Techniker Krankenkasse (TK) vor einem Kostenschub durch neue Arzneimittel gewarnt. Bereits 2015 hätten sich die durchschnittlichen Preise für neue Arzneimittel verdoppelt. Im letzten Jahr sei der durchschnittliche Preis pro Packung noch einmal um etwa 1000 Euro auf rund 2500 Euro gestiegen, und die Umsätze der neuen Arzneimittel im Jahr nach der Markteinführung hätten sich fast verfünffacht. Im aktuellen TK-Innovationsreport kann die teuerste Therapie sogar Kosten von bis zu 1,2 Millionen Euro pro Patient verursachen.
Die Folge: Allein bei der TK stiegen die Ausgaben für neue Arzneimittel im ersten Jahr nach der Markteinführung von 54 Millionen auf 250 Millionen Euro. Dies entspreche rund 5 Prozent der aktuellen Arzneimittelausgaben der Kasse. TK-Chef Dr. Jens Baas: „Wir gehen davon aus, dass die Industrie in den kommenden Jahren die Preise noch weiter nach oben treiben wird. Daher muss die Politik gleich zu Beginn der neuen Legislaturperiode Nägel mit Köpfen machen und weitere kostendämpfende Maßnahmen ergreifen.“
Zudem sei der Zusatznutzen neuer Arzneimittel in den meisten Fälle nur gering oder gar nicht gegeben, so die TK. „Die Pharmaindustrie versteht sich besser darauf, hohe Preise zu Lasten der Beitragszahler einzutreiben, als wirkliche Innovationen auf den Markt zu bringen“, betonte Professor Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen. „Neue Arzneimittel kommen vor allem in Therapiegebieten auf den Markt, in denen hohe Preise verlangt werden können. Dabei bräuchten wir zum Beispiel dringend neue Antibiotika.“
APOTHEKE ADHOC Debatte