Parallelhandel

IKK will höhere Importquote

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Berlin -

Die IKK Südwest will an der Importquote festhalten – und sie sogar erhöhen. „Statt einer Abschaffung der Quote ist für uns im Gegenteil eine Anpassung nach oben denkbar, um sie wieder in einen Zusammenhang mit den gestiegenen Arzneimittelpreisen zu setzen“, sagte Kassenvorstand Professor Dr. Jörg Loth. Zuletzt hatten Kritiker wiederholt ein Ende der Quotenregelung gefordert.

Im Rahmen der Neuverhandlungen des Arzneimittel-Rahmenvertrags würden Apotheker und Pharmaindustrie eine Abschaffung der Importquote fordern, moniert die IKK. Die Kasse selbst spricht sich vor diesem Hintergrund für eine Beibehaltung der Quote aus, „da sie den Krankenkassen und somit der Versichertengemeinschaft eine jährliche Kostenerleichterung in dreistelliger Millionenhöhe verschafft“. Im Rahmenvertrag ist eine Importquote von 5 Prozent pro Krankenkasse vereinbart.

Loth betont: „Eine mangelnde wirtschaftliche Effizienz, wie sie von den Gegnern der Quote bemängelt wird, können wir nicht feststellen.“ Die Versicherten der IKK Südwest hätten dank Importarzneimitteln im vergangenen Jahr rund eine Million Euro gespart. Und Loth sieht weitere Vorteile: Die Importquote sei außerdem „ein wichtiges Instrument bei der Verhandlung von Rabattverträgen mit den Pharmaunternehmen, die wir im Sinne unserer Kunden führen“.

Die Sorge, dass Importarzneimittel ein Sicherheitsrisiko darstellen und den Weg für Fälschungen öffneten, kann man bei der IKK nicht nachvollziehen. „Bislang sind noch nie gefälschte oder unsichere Arzneimittel bei Patienten angekommen“, so Loth.

Wie bei anderen Medikamenten auch stünden die Importunternehmen für die Sicherheit ihrer Produkte ein und unterlägen einer Kontrollpflicht. „Als Krankenkasse erwarten wir von den Importeuren die gleiche Qualität, die wir auch von den deutschen Herstellern erwarten – und schenken ihnen das gleiche Vertrauen“, erklärte Loth.

Die IKK betreut nach eigenen Angaben mehr als 650.000 Versicherte und mehr als 90.000 Betriebe in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Im Saarland, dem Stammsitz des größten deutschen Importeurs Kohlpharma, fand unlängst ein Pharmadialog zum Thema Reimporten statt, bei dem die Bedeutung der Importarzneimittel für den Wettbewerb diskutiert wurde.

Beim „großen“ Pharmadialog auf Bundesebene könnte das Thema Parallelhandel ebenfalls angesprochen werden. Der CDU-Arzneimittelexperte Hennrich hat zumindest entsprechende Andeutungen gemacht. Er setzt sich für eine Abschaffung der Importquote ein. Beim bayerischen Pharmadialog hatten die Importeure eine Niederlage hinnehmen müssen: Gesundheitsministerin Melanie Huml und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (beide CSU) sprachen sich gegen die Importförderklausel aus.

Die AOK Baden-Württemberg hatte sich Anfang Juli erneut gegen die Importquote ausgesprochen. „Angesichts der marginalen Einsparungen durch die Quote dient diese im Wesentlichen den Reimporteuren – und wird dadurch zum wettbewerbswidrigen Marktdirigismus“, erklärte Kassenchef Dr. Christopher Hermann. Er kann sich vorstellen, die Einsparungen über einen höheren Herstellerabschlag auszugleichen.

Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV) plädiert ebenfalls für ein Ende der Quotenregelung. „Mit einer Abschaffung dieser auch für das System wenig rentablen Verpflichtung würden wir nicht nur einen Teil unnötiger Bürokratie ausmerzen“, so Becker Mitte Juli bei der Mitgliederversammlung des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV). „Wir gewinnen gleichzeitig ein Mehr an Arzneimittelsicherheit, denn der Importweg ist nun mal auch ein Einfallstor für Arzneimittelfälschungen.“

Professor Dr. Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), hatte den Parallelimport ebenfalls als „Einfallstor für Fälschungen“ bezeichnet. Der Verband der Arzneimittelimporteure (VAD) warf ihm in einem offenen Brief „populistische Falschaussagen“ vor. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will sich auf europäischer Ebene für eine Verbesserung des Rechtsrahmens für den Parallelhandel einsetzen.

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