Arzneimittellieferung

CDU-Politiker: Medikamente mit Drohnen liefern

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Berlin -

Derzeit wird in der Unionsfraktion über das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgeschlagene Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln diskutiert. Überraschend kommt jetzt von einem CDU-Bundestagsabgeordneten ein völlig anderer Vorschlag zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung auf dem Land: Patrick Schnieder will Arzneimittel mit Drohnen in entlegene Dörfer bringen lassen. In einem Brief an Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schlägt Schnieder hierzu die Einrichtung einer Modellregion vor.

Seit 2009 sitzt Schnieder als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Bitburg (Eifel) im Bundestag. 2013 wurde er mit 56 Prozent der Erststimmen bestätigt. Schnieder ist Beisitzer im Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur, außerdem stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss sowie im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz.

Sorgen macht Schnieder die Versorgung der Bevölkerung in dünn besiedelten Regionen auf dem Land. Die Eifel sei eine der ländlichen Regionen mit großen Versorgungsproblemen, so Schnieder. „Alte und mobilitätseingeschränkte Bewohner haben große Probleme mit der Versorgung mit Arznei- und Lebensmitteln“, so der Abgeordnete. Bürger hätten sich an Schnieder gewandt, weil Apotheken, aber auch Lebensmittellieferdienste eine Lieferung in entlegene Dörfer abgelehnt hätten.

Schnieder will seine Initiative als „Denkanstoß“ verstanden wissen: „Wir brauchen eine Lösung für wiederkehrende Lieferungen.“ In der Drohnen-Technologie steckten Chancen, „die man austesten muss“, so Schnieder. Demnach könnten Drohnen Arzneien oder kleinere Pakete direkt bis vor die Haustür liefern, wenn es keine Supermärkte oder Apotheken mehr in den Dörfern gebe. „Lästige Autofahrten würden überflüssig und insbesondere für ältere Menschen wäre das Leben einfacher“, so Schnieder über seine Idee.

Laut Schnieder können gewerbliche Lieferdrohnen heute bis zu 16 Kilometer weit fliegen und Pakete mit mehr als zwei Kilogramm Gewicht ausliefern. Schnieder: „Ich befürworte die Einrichtung einer ländlichen Modellregion in Deutschland, in der Ausnahmen erlaubt und der gewerbliche Zustellbetrieb mit Drohnen in Kooperation mit Partnern großflächig getestet werden darf.“

Entsprechende Testversuche liefen bereits in Kanada, Großbritannien und Dänemark. Schnieder: „Verschiedene Unternehmen haben bereits Interesse signalisiert und vorgeschlagen, dass ein gewisser Höhenkorridor des Luftraums für gewerbliche Drohnen freigegeben wird. Diese Technologie ist für Deutschland interessant und sollte getestet werden.“ Die Drohnenlieferungen soll nur bei Tageslicht und zu den üblichen Zustellzeiten möglich sein.

Für Städte hält Schnieder die Drohnenlieferung nicht für angezeigt. Hier gehe von Drohnen mehr Gefahr als Nutzen aus. Schnieder: „Im städtischen Raum mit hoher Menschendichte halte ich es für bedenklich, wenn jeder seine Drohne aufsteigen lassen darf. Der Vorfall in München, als eine Drohne wenige Meter neben einer Familie eingeschlagen ist, zeigt mir, dass hier strengere Regeln nötig sind. Ich halte das Sichtgebot hier für sinnvoll und denke, dass Drohnenflüge innerhalb der Stadtgrenzen nur erlaubt sein sollten, wenn sie von Behörden durchgeführt oder erlaubt werden.“

Die Drohenlieferung getestet hat bereits die Deutsche Post unter Alltagsbedingungen. 2014 transportierte vorübergehend „DHL-Paketkopter“ Medikamente von der niedersächsischen Hafenstadt Norden zu einer Apotheke auf der Nordsee-Insel Juist.

Außerdem hat DHL in der Gemeinde Reit im Winkl und auf der Winklmoosalm eine Packstation installiert. Dort konnten Verbraucher von Januar bis März die von der Drohne gelieferten Päckchen abholen oder für den Versand per Drohne abgeben. Ein Mitarbeiter war am sogenannten Parcelcopter SkyPort als Ansprechpartner präsent. Insgesamt hat es laut DHL 130 Be- und Entladungen gegeben.

Bereits im Bundestagswahlkampf 2013 hatte die CDU bei den Apothekern für Aufregung mit dem Vorschlag gesorgt, zur Arzneimittelversorgung Apothekenbusse über Land zu schicken. Anschließend hatte die niederländische Versandapotheke DocMorris mit ihrem grünen Prototyp eines Apothekenbusse die Apotheker zu Protestaktionen herausgefordert.

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