Praxissoftware

ARMIN: Ärzte wollen länger mehr Geld

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Berlin -

Der Start des Modellprojekts Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) verläuft eher holprig: Bis jetzt hat sich nach Angaben der Verantwortlichen eine dreistellige Zahl an Apothekern bei dem Projekt eingeschrieben – aber nur eine zweistellige Zahl an Ärzten. Besonders die fehlende Umsetzung der Wirkstoffverordnung in der Praxis-Software macht demnach Probleme. Um die Mediziner doch noch zum Einstieg zu bewegen, soll ihnen länger eine höhere Entschädigung gezahlt werden.

Ursprünglich war vorgesehen, dass Apotheker und Ärzte für die für ARMIN notwendigen Softwareanpassungen eine sogenannte Strukturpauschale von der AOK erhalten: Zum Start im zweiten Quartal 2014 sollten es 1500 Euro sein, im dritten Quartal 1000 Euro und im vierten 500 Euro. Auf diese Weise sollten möglichst schnell viele Teilnehmer gewonnen werden.

Um die Pauschale zu bekommen, mussten die Leistungserbringer die Technik erwerben. Während die Softwarehäuser der Apotheken ihre Hausaufgaben offenbar erledigt haben, hakt es in den Praxen: Erst im Juli brachte mit Medatixx der erste Anbieter ein entsprechendes Update auf den Markt. Das Programm kostet einmalig 200 Euro und monatlich 40 Euro.

Aus Sicht von Dr. Annette Rommel, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen, ist es problematisch, dass viele Anbieter die notwendige Software-Schnittstelle noch nicht zur Verfügung gestellt haben. Dafür hat sie zwar Verständnis: „Die Entwickler müssen großen Aufwand betreiben und sind eher vorsichtig.“

Das Argument der Anbieter, dass es bei den Ärzten kaum Interesse an der Software gibt, lässt Rommel aber nicht gelten: Die Abfrage der Hersteller sei durchgeführt worden, als es den Vertrag zu ARMIN noch gar nicht gegeben habe. Nachdem Medatixx nun den Anfang gemacht hat, ist Rommel überzeugt, dass andere Hersteller nachziehen werden. Es gebe Gespräche zwischen der KV und den Softwareanbietern. „Ich glaube, das wird sich lösen“, so Rommel.

Um auch die Ärzte weiter zu motivieren, soll die Strukturpauschale länger gezahlt werden: Nach den Plänen der Ärzte sollen bis Jahresende 1500 Euro gezahlt werden, danach soll die Staffelung einsetzen – entschieden ist aber noch nichts. Außerdem sollen Benefits für die Regressprophylaxe ab sofort gelten.

Rommel will den Kollegen mehr Zeit geben: „Ich schätze das so ein, dass es schon interessiert aufgenommen wird.“ Allerdings würden die Ärzte nicht sofort aufspringen, sondern zunächst abwarten. „Wenn das Problem mit der Software gelöst ist, kann man wesentlich überzeugender sein“, sagt sie.

Die AOK-Tochter Gevko arbeitet zusammen mit den Softwareanbietern an der Umsetzung der ARMIN-Vorgaben. Geschäftsführer Professor Dr. Guido Noelle sieht das Projekt „eigentlich ganz gut im Zeitrahmen“. Es gebe viele Projekte, bei denen man den Softwarehersteller nach einem Jahr noch hinterherlaufe.

Die Gevko tauscht sich regelmäßig mit den EDV-Anbietern aus und zertifiziert die Software. Noelle zufolge stehen einige Programme kurz vor der Zertifizierung, darunter solche von kleineren Unternehmen, die in der Modellregion besonders vertreten sind.

Kurz vor der Fertigstellung stehen demnach Programme der CompuGroup und von Duria. Die CompuGroup kommt mit sieben verschiedenen Programmen auf insgesamt 34 Prozent Marktanteil, Duria hat nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bundesweit einen Marktanteil von 1,6 Prozent.

Gespräche gibt es laut Noelle auch mit Hasomed, dem Hersteller der Software Elefant mit einem Marktanteil von 5,7 Prozent, und Frey. Der Anbieter aus Düsseldorf ist mit seinem Programm Quincy Win in 3,3 Prozent der Praxen vertreten.

Das Unternehmen Medatixx, das für seine Software x.isynet bereits ein ARMIN-Modul anbietet, hat für diese Software einen Marktanteil von 7,7 Prozent. Zwei weitere Programme von Medatixx kommen auf 5,2 und 4,4 Prozent Anteil. Insgesamt gibt es laut KBV rund 180 verschiedene EDV-Systeme für Praxen.

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