Apotheker-Resolution gegen Nullretax APOTHEKE ADHOC, 05.06.2014 11:36 Uhr
Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu Nullretaxationen setzen die Apotheker auf die Politik: Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) hat auf seiner gestrigen Mitgliederversammlung eine Resolution verabschiedet und den Gesetzgeber aufgefordert, „durch eine Gesetzesänderung die Möglichkeit von Null-Retaxationen einzuschränken“.
Die Delegierten kritisieren in ihrer Resolution ein „Missverhältnis“ zwischen einem für die Versorgung des Patienten unbedeutenden Fehler und teilweise großen wirtschaftlichen Einbußen für die Apotheker. Die Apotheker in Nordrhein-Westfalen waren bereits vor einigen Jahren von den Retaxationen von Protaxplus betroffen gewesen.
Verbandschef Thomas Preis forderte die Politik zum Handeln auf: Den Worten müssten nun Taten folgen. Die CDU-Gesundheitsexperten Jens Spahn und Michael Hennrich hatten bereits angekündigt, gegen Nullretaxationen vorzugehen. Der Schutz vor exzessiven Retaxationen ermögliche es dem Apothekenteam, sich weiterhin größtmöglich auf ihre pharmazeutische Aufgabe zu konzentrieren, heißt es in der Resolution.
Preis forderte außerdem ein höheres Honorar für die Apotheker: Nach Angaben der Treuhand Hannover befände sich ein Viertel der Apotheken in der betriebswirtschaftlichen Problemzone. Vor diesem Hintergrund müsse das Fixhonorar jährlich überprüft werden. Außerdem forderte Preis mehr Geld für Rezepturen und die Abgabe Betäubungsmitteln. Auch beim Nacht- und Notdienstfonds solle die Bundesregierung nachbessern.
Eine Chance für die Apotheker sieht Preis im Innovationsfonds der Bundesregierung in Höhe von 300 Millionen Euro: Mit diesem soll über den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) unter anderem die Versorgung auf dem Land, die Pflege, der Versorgung von Migranten und das Medikationsmanagement verbessert werden. Apotheker müssten sich dabei aktiv einbringen, so Preis.
Der AVNR-Chef setzt dabei auf die Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten. Preis warnte davor, dass die Krankenkassen – wie beim TK-Modell – entscheiden, welche Versicherten das Medikationsmanagement nutzen können: Dies sei eine heilberufliche Aufgabe und „gehört in die Hände der beiden Heilberufe Arzt und Apotheker und nicht in die der Kassen“.
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Peter Potthoff, warnte als Gastreferent vor einem Hausärztemangel. Derzeit drohe zwar kein unmittelbarer Versorgungsnotstand, wenn aber nicht gehandelt würde, drohe in den nächsten Jahren in mehreren Regionen ein Mangel. Er setzt auf eine Bedarfsplanung, die eine qualifizierte haus- und fachärztliche Basisversorgung in der Fläche und eine spezialisierte Versorgung in den Zentren sichere.