Apothekerverband fragt nach Streikbereitschaft Patrick Hollstein, 20.02.2023 12:26 Uhr
Es gärt weiter in den Apotheken und Arztpraxen. Im März planen Freie Apothekerschaft und IG Med unter dem Motto „Der letzte Kittel“ eine Protestaktion gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Derweil fragt der Apothekerverband Schleswig-Holstein (AVSH) die Streikbereitschaft bei den Mitgliedern ab.
„Wir hängen uns rein – die Regierung lässt uns hängen“, unter diesen Claim hat die verfasste Apothekerschaft ihre Protestbemühungen gegen die aktuelle Gesundheitspolitik gestellt. Abda-Prädidentin Gabriele Regina Overwiening hat einen Brandbrief an Lauterbach verfasst. Beim Apothekerverband in Kiel fragt man sich allerdings, ob nicht eigentlich ein neuer Aktionstag notwendig wäre.
Bereits am 19. Oktober hatten die Apotheken in Schleswig-Holstein gestreikt, und zwar gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus Brandenburg, Hamburg und dem Saarland. Bis zu 90 Prozent Beteiligungsquote meldeten die Verbände damals, als mittags die Apotheken zugesperrt hatten.
Politik lässt Apotheken hängen
„Es war ein sehr starkes Zeichen und es ist uns gelungen, weite Teile der Bevölkerung, Journalisten aller Mediengattungen und auch die Politik auf die äußerst schwierige wirtschaftliche und personell aufreibende Situation der öffentlichen Apotheken aufmerksam zu machen“, schreiben Verbandschef Hans-Günter Lund und Geschäftsführer Georg Zwenke an die Mitglieder. „Leider hat vor allem die zuständige Bundespolitik bisher nicht mit Taten auf unsere mehr als berechtigten Forderungen reagiert. Der Gesetzesentwurf zur Bekämpfung der Lieferengpässe zeigt weder eine Bürokratieentlastung noch eine wertschätzende und adäquate Entlohnung auf.“
Stattdessen müssten Apotheken seit 1. Februar einen auf 2 Euro erhöhten Zwangsrabatt leisten. „Ihre stark erhöhten Betriebskosten, insbesondere durch Inflation, stark verschlechterte Konditionen, zu denen Sie vom pharmazeutischen Großhandel Arzneimittel einkaufen, stark erhöhte Kosten für EDV kompensiert niemand. Eine Vergütung Ihrer enormen Zeitaufwände für die Beschaffung verordneter, aber nicht lieferbarer Arzneimittel erhalten Sie momentan auch nicht. Die Weitergabe Ihrer Kostensteigerungen durch Preiserhöhungen ist bei allen Abgaben zulasten der gesetzlichen Krankenversicherungen von Gesetzes wegen nicht möglich.“
Darüber hinaus hätten Apotheken ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum 1. Januar eine dringend notwendige Gehaltssteigerung gewährt – statt der mehr als 10 Prozent, die etwa Verdi für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes fordere, seien aber schon die 3 Prozent für viele Apotheken zu viel gewesen.
Apothekensterben in vollem Gange
„Konsequenz der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unserer Apotheken: Das Apothekensterben ist in vollem Gange. Auch in Schleswig-Holstein. So geht es nicht weiter! Wir wollen, können und werden dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen!“
Nach dem letzten Streiktag wolle man erneut einen Aktionstag durchführen – diesmal möglichst ganztägig. Aus diesem Grund wollen Lund und Zwenke von den Mitgliedern wissen: „Wären Sie bereit, an einem von Ihrem Apothekerverband Schleswig-Holstein, dem DAV oder der Abda festgesetzten Tag Ihre Apotheke erneut zu schließen (Ausnahme: notdiensthabende Apotheken), sich öffentlichkeitswirksam an diesem Aktionstag zu beteiligen, indem Sie beispielsweise Plakate im Schaufenster Ihrer Apotheke aufhängen, Handzettel verteilen, die Bevölkerung erneut über die wahren ‚Apothekerpreise‘ und über die Untätigkeit der Politik aufklären?“
Noch bis zum Sonntag können und sollen die Mitglieder ihre Meinung abgeben.