Pharmakritiker

Glaeske: Darum bin ich Apotheker geworden

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Berlin -

Gerd Glaeske ist Pharmakritiker, TV-Star – und Apotheker. Dass er seine Kollegen mit zugespitzten Aussagen und provokanten Forderungen regelmäßig auf die Palme bringt, hält er aus. Denn seiner Meinung nach braucht es qualifizierte Querköpfe wie ihn im Arzneimittelmarkt, der allzu oft nur der Logik des Geldes folgt. 

1945 in Stecklenberg am Nordrand des Harzes geboren, begann Glaeske nach dem Vorexamen in Aachen 1969 mit dem Pharmaziestudium in Hamburg. „Mich hat die Kombination von naturwissenschaftlichem Studium und medizinischen Fragestellungen ebenso interessiert wie das Thema Arzneimittelmarkt und Pharmaindustrie. Insofern wusste ich schon sehr früh, dass das Pharmaziestudium für mich eine wichtige Option darstellen würde.“ Das Phamaziepraktikum, das er zwei Jahre vor dem Studium absolvieren musste, habe ihm auch gut gefallen – wegen der Kommunikation mit den Kunden und den Patientinnen und Patienten, wie er sagt.

Sein Traumberuf? „Ich wollte nie Lokführer werden, sondern am liebsten Pilot, nachdem ich die Romane von Antoine de Saint-Exupéry gelesen habe. Von diesem Traum in den Lüften habe ich mich dann doch verabschiedet und bin als ‚Stier‘ gerne auch mit beiden Füßen Apotheker auf der Erde geblieben.“

Sechs Jahre lang hat er in der Apotheke gearbeitet, Praktikum und Arbeit als Vorexaminierter inbegriffen. „Letztlich habe ich aber gemerkt, dass mich wissenschaftliche Analysen doch mehr interessiert haben – so kam es dann auch zur Promotion in Hamburg und meinen weiteren Schwerpunkten in meiner Berufsausübung.“

Schon während er zwischen 1973 und 1978 in Hamburg im Bereich Pharmazeutische Chemie promovierte, arbeitete er an pharmakritischen Büchern wie „Neunmal teurer als Gold“ und „Gesunde Geschäfte“ mit. „Dies hat mir gezeigt, dass gerade im Bereich des Arzneimittelmarktes eine wache Gegenöffentlichkeit von besonderer Wichtigkeit ist, die sich aber an ihren wissenschaftlich basierten Aussagen messen lassen muss.“

So habe er sich frühzeitig dafür entschieden, einen „Beitrag für die Patientinnen und Patienten zu leisten und deren Informationsbedürfnis zum Mittelpunkt meiner Arbeit zu machen“. Glaeske: „Dadurch wurde mir klar, dass Arzneimittelversorgung auch Teil der Gesundheitspolitik sein muss, die immer fragen sollte, was letztlich an medizinischer Behandlungsqualität bei den Patientinnen und Patienten ankommt.“ Diese Chance habe er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) bekommen, wo er sich an der ersten deutschen Arzneimittelbewertungsstudie und auch an der Herausgabe des Buches „Bittere Pillen“ beteiligen konnte.

Ohne das Pharmaziestudium, so Glaeske, hätte er seinen Job nicht machen können: An der Uni habe er systematisches wissenschaftlich orientiertes Denken und den Umgang mit Publikationen und Daten gelernt. „Hinzu kam, dass ich während des Studiums all den Analysen in der pharmazeutischen Chemie oder in der pharmazeutischen Biologie lernen musste, mit Geduld und Durchhaltevermögen bestimmte Aufgaben zu lösen.“ Beides helfe ihm nach wie vor Tag für Tag in seiner Arbeit.

Also würde er erneut Pharmazie studieren, ergänzt um den Bereich Public Health und Sozialmedizin – um „besser verstehen zu können, wie unser Gesundheitswesen und die Versorgung von Patientinnen und Patienten funktioniert und welche Ziele damit verbunden sein sollten“. Auch Wissenschaftstheorie würde er erneut wählen. Das Fach hatte er während seiner Promotionszeit belegt.

Und wie hält er es mit Handverkauf? Immerhin betrieb seine Frau bis Ende vergangenen Jahres die Grindelhof-Apotheke in Hamburg. „Mich würde es schon reizen, meine theoretischen Kenntnisse über Arzneimittel in die Praxis umsetzen zu können, weil ich glaube, dass die Berücksichtigung von Ethik und Monetik kein Widerspruch sein muss.“

Insofern habe er schon häufig überlegt, ob es wissenschaftlich tätigen Apothekern nicht – analog zu den universitär tätigen Allgemeinmedizinern – möglich sein sollte, einen Tag in der Woche in der Apotheke tätig zu sein, um den Blick für die reale Arzneimittelversorgung nicht zu verlieren. „Ich habe allerdings das Glück, familiär mit einer Apotheke verbunden zu sein und damit eben auch viele Probleme aus der Apotheke und dem Handverkauf ‚hautnah‘ mitgeteilt zu bekommen.“

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