Beratungsqualität

Kammern im Testrausch

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Berlin -

Die Apothekerkammern gehen das Thema Testkäufe verstärkt an. Die Kammer Niedersachsen will womöglich alle Apotheken überprüfen, Baden-Württemberg verplant eine Verdopplung der Testkäufe. Auch in Schleswig-Holstein soll die sogenannte Beratungsinitiative fortgesetzt werden. In Thüringen hat die Kammer heute über eine Fortbildungspflicht für Apotheker diskutiert.

Die Apothekerkammer Baden-Württemberg hat bei der heutigen Vertreterversammlung beschlossen, dass im kommenden Jahr rund 400 Testkäufe in Apotheken durchgeführt werden sollen. Das entspricht einer Verdopplung der bisherigen Anzahl. Etwa jede sechste Apotheke im Ländle wird demnach Besuch von einem Pseudo Costumer erhalten.

Auch die Apothekerkammer Schleswig-Holstein wird im kommenden Jahr im großen Stil Tests bei den Mitgliedern durchführen. Die Kammerversammlung stimmte heute über die Fortführung der „Beratungsinitiative“ ab. Nach diesem Modell erhält jedes Jahr mehr als ein Drittel der rund 700 Apotheken in Schleswig-Holstein Besuch von den Testkäufern der Kammer.

Das Besondere in Schleswig-Holstein: Die Apotheken können sich freiwillig für eine Überprüfung melden. Für die Inhaber hat das den Vorteil, dass sie die Protokolle unzensiert einsehen können. Damit können sie nachvollziehen, welcher Mitarbeiter getestet wurde.

Den Angestellten in der Kammerversammlung ist diese Regelung ein Dorn im Auge. Doch die Kammer steht zu diesem Vorgehen bei freiwilligen Tests – immerhin könne der Inhaber auch selbst eine Pseudo-Customer-Firma beauftragen. Bei den ungefragten Tests der Kammer werden die Personendaten dagegen in der Auswertung für den Inhaber anonymisiert. Das soll auch künftig so bleiben.

Im vergangenen Jahr wurden laut Kammer-Geschäftsführer Frank Jaschkowski rund 260 Tests durchgeführt, mehr als 100 davon waren von den Apotheken selbst beauftragt. Diese Zahlen will die Kammer auch im nächsten Jahr erreichen. Im Frühjahr geht es wieder los.

Durchgeführt werden die Tests von Pharmaziestudenten des 7. und 8. Semesters. Sie erhalten eine Schulung von einen Kommunikationstrainer und Vorgaben zum Ausfüllen der Bewertungsbögen. Pro Testkauf erhalten sie 25 Euro sowie eine Kilometerpauschale von 50 Cent. Für die angehenden Pharmazeuten ist das nicht nur ein recht lukrativer Nebenjob, sondern auch eine Chance, vor dem praktischen Jahr eine Reihe von Apotheken aufzusuchen und sich ein Bild zu machen.

In Niedersachsen will die Kammer – gleichzeitig Aufsichtsbehörde – sogar gegebenenfalls alle Apotheken testen. Ab Dezember werden zunächst 50, in einem zweiten Schritt weitere 150 Apotheken besucht. Die Kammer hat dazu eine auf Mystery-Shopping spezialisierte Firma engagiert.

Kontrolliert werden soll laut Kammerpräsidentin Magdalene Linz, ob überhaupt eine Beratung angeboten wird. Mit den Ergebnissen der Vortests war die Kammerspitze nicht sonderlich zufrieden. „Apotheken, die in dem Beratungstest gewissermaßen durchfallen, werden wiederholt überprüft“, kündigte Linz an. Nachdem 200 Apotheken geprüft worden sind, soll das Verfahren evaluiert und gegebenenfalls nachjustiert werden.

Bei der Kammerversammlung in Thüringen waren Testkäufe heute kein Thema. Dafür diskutierten die Apotheker in Erfurt über einen Antrag zur Fortbildungspflicht. Entschieden wurde dazu aber noch nichts, Vorstand und Geschäftsführung sollen das Thema weiter betreuen. Im kommenden Jahr steht in Thüringen zudem die Kammerwahl an.

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