In Hessen ist mit Professor Dr. Theodor Dingermann seit Januar ein Hochschulprofessor im Vorstand der Apothekerkammer vertreten. Eigentlich wollte er sich gar nicht zur Wahl stellen – denn für den Posten vorgesehen war Dr. Mona Abdel Tawab. Doch das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) beziehungsweise dessen Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Klämbt – selbst Kammerpräsident in Bremen – stellte sie nicht frei. Das ZL könne die Mitarbeiterin derzeit nicht entbehren.
In der konstituierenden Sitzung machte Dingermann seinem Ärger Luft und kritisierte die Entscheidung des ZL-Vorstands. Neben Tawab und Dingermann war über die Liste der Hochschullehrer Professor Dr. Dieter Eberhard Steinhilber von der Goethe-Universität in die Delegiertenversammlung gewählt worden.
Tawab ist stellvertretende wissenschaftliche Leiterin im ZL in Eschborn. Seit 2003 ist sie dort beschäftigt. Zuvor hatte sie an der Goethe-Universität in Frankfurt bei Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz zum Thema „Bioanalyse von Ginsenosiden and Boswelliasäuren“ promoviert. Er ist wissenschaftlicher Leiter des ZL.
Da das Laboratorium seinen Sitz im ehemaligen Apothekerhaus in Eschborn hat, gibt es nur in Hessen die Möglichkeit, dass sich ein Vertreter des ZL in die Kammerarbeit einbringen kann. Offenbar ist die Vorstandsarbeit aber weniger lukrativ für eine Einrichtung wie das ZL – oder zumindest nicht nützlich genug, um eine Mitarbeiterin für die etwa monatlich stattfindenden Sitzungen freizustellen.
Klämbt erklärt, dass es der Betrieb des ZL derzeit nicht hergebe, eine hoch qualifizierte Mitarbeiterin freizustellen. Er habe Tawab aber angeboten, zu einem späteren Zeitpunkt einen Sitz im Vorstand übernehmen zu können. Im Moment gehe allerdings das Unternehmen vor, besonders da es sich bei dem ZL um einen gemeinnützigen Verein handele, der von den Apothekerkammern getragen werde – und damit die Kollegenschaft Geld koste.
Die Kritik an seiner Entscheidung kann Klämbt nicht nachvollziehen, schließlich seien die Hochschullehrer in Hessen mit Dingermann im Vorstand gut vertreten. Und Tawab könne sich als Mitglied der Delegiertenversammlung in den Ausschüssen einbringen und wichtige Detailarbeit leisten. So sei es schließlich auch abgesprochen gewesen, betont Klämbt. Ihren Wunsch, sich im Vorstand zu engagieren, habe Tawab erst vergleichsweise kurzfristig geäußert. Dies hat aus seiner Sicht zu der schwierigen Situation geführt, dass ihr erst am Tag vor der konstituierenden Sitzung die Entscheidung des ZL-Vorstands mitgeteilt werden konnte.
Als Kammerpräsident kennt Klämbt aber auch die andere Seite: Er weiß selbst sehr gut, wie schwierig es ist, Angestellte für die Zeit fressende Vorstandsarbeit zu gewinnen. Mindestens acht bis zehn Sitzungen gebe es pro Jahr. Und: „Der Chef muss immer zustimmen.“
Mitte Januar hatte die Delegiertenversammlung aus ihrer Mitte den siebenköpfigen Vorstand gewählt. Als Präsidentin folgte die ehemalige Kammergeschäftsführerin Ursula Funke (Neue Apotheke, Wiesbaden) auf Erika Fink, die nach 20 Jahren an der Verbandsspitze nicht mehr angetreten war. Zur Vizepräsidentin wurde Dr. Viola Menkens (Apotheke des Klinikums Hanau) gewählt.
Dr. Cora Menkens (Hirsch-Apotheke, Bad Homburg), die im Vorfeld Interesse am Amt der Präsidentin geäußert hatte, wurde zur Beisitzerin ernannt. Neben Funke ist sie das einzige Vorstandsmitglied, dass bereits in der vergangenen Legislatur im Vorstand saß.
Zu weiteren Beisitzern wurden neben Dingermann Dr. Reinhard Hoferichter (Sanofi-Aventis), Dr. Quintus Russe (Universitätsklinikum der Goethe-Universität, Frankfurt) und Dr. Sebastian Barzen (Kastell-Apotheke, Heidenrod-Laufenselden) gewählt.
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