„ABDA-Reichensteuer“ in Hamburg Alexander Müller, 19.11.2014 12:32 Uhr
Die Apothekerkammer Hamburg (AKHH) hat bei der gestrigen Kammerversammlung eine Erhöhung der Beiträge für umsatzstarke Apotheken beschlossen. Mitglieder mit einem Jahresumsatz von mehr als 5 Millionen Euro müssen künftig 4 Prozent mehr bezahlen. Der Haushalt der Kammer erhöht sich insgesamt um rund 50.000 Euro.
Die Kammer hatte Ende 2013 eine neue Beitragsordnung verabschiedet. Alle Mitglieder zahlen seitdem einen gestaffelten Grundbeitrag. Der monatliche Beitrag liegt bei 130 Euro für Apotheken mit Erlösen bis 1,8 Millionen Euro. Darüber wird zusätzlich ein degressiver Zuschlag fällig, um sehr große Apotheken nicht übermäßig zu belasten. Apotheken mit einem Umsatz von weniger als 500.000 Euro jährlich sind freigestellt. Filialverbünde werden zusammengefasst.
Der Kammerhaushalt musste erhöht werden, weil Hamburg mehr Geld an die ABDA abführen muss. Der Haushaltsplan der Bundesvereinigung sieht für die Hamburger Apothekerkammer eine Erhöhung um 12,2 Prozent beziehungsweise knapp 50.000 Euro vor. Hintergrund ist die Insolvenz einiger Unternehmen um die Bremer „Hirsch Apotheke Dr. Eberhard Lins“ im Jahr 2012: Ein Großteil der Spezialumsätze hat sich anscheinend auf Hamburger Apothekern verteilt – entsprechend stiegen die Umsätze dort um etwa 10 Prozent.
Weil davon vor allem die großen Apotheken profitiert haben, sollen sie jetzt auch die Erhöhung des Kammerbeitrags schultern: Für alle Beitragsstaffeln oberhalb der Schwelle von 5 Millionen Euro gibt es eine Steigerung von 4 Prozent, die Sätze darunter bleiben auf dem bisherigen Niveau.
Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen begründete die Maßnahme: „Ich bin der festen Überzeugung, dass dies eine gerechte Lösung innerhalb des im letzten Jahr gefundenen Beitragsstaffel-Modells ist.“ Der Vorschlag des Kammervorstands wurde ohne große Diskussion angenommen. Das Interesse war allerdings groß: Laut Siemsen waren 233 Mitglieder zur Kammerversammlung erschienen. Der neue Haushalt beträgt 1,288 Millionen Euro.
Im Rahmen der Kammerversammlung berichtete Siemsen auch über die Immobiliensuche der ABDA in Berlin. Der beauftragte Makler habe in einer ersten Runde circa 20 Objekte vorgestellt. Darunter seien Häuser zu Miete, zum Kauf sowie Optionen auf einen Neubau, so Siemsen. Die Kriterien sollen jetzt verfeinert werden, um die Suche einzugrenzen.
Er persönlich würde sich für Eigentum aussprechen, sagte Siemsen – schon angesichts der Mietpreise in Berlin und des aktuell niedrigen Zinsniveaus. Mit dem geplanten Verkauf des jetzigen Apothekerhauses hätte die ABDA auch einen Kapitalzufluss, der eingesetzt werden könne. Der Makler habe schon signalisiert, dass es gute Aussichten für einen Verkauf des Mendelssohn-Palais in der Jägerstraße gebe, so Siemsen.
Entschieden ist in der Immobilienfrage aber noch nichts. Möglicherweise wird das Thema schon bei der ABDA-Mitgliederversammlung im Dezember besprochen. Siemsen geht eher von der ersten Jahreshälfte 2015 aus.
Auch Bayerns Apotheker haben sich gestern zur Delegiertenversammlung getroffen. Nach Angaben von Kammerpräsident Thomas Benkert verlief die knapp fünfstündige Sitzung aber unspektakulär: „Business as usual“, so Benkert. Allerdings mit Besuch aus Berlin: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sprach mit den Delegierten über Maßnahmen zur Umsetzung des Perspektivpapiers „Apotheke 2030“.
Die Kammermitglieder besprachen auch die aktuelle politische Lage. Natürlich wünschen sich auch die Bayern, dass es die Standesvertretung in Berlin noch schafft, die Honorarforderungen der Apotheker im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) unterzubringen. Auch im Präventionsgesetz müssten die Apotheker Erwähnung finden. Benkert weiß, dass es nicht leicht wird, alle Ziele zu erreichen. „Wir arbeiten dran“, so der Kammerpräsident.