Apothekerin: FDP soll am Veto festhalten Lilith Teusch, 26.09.2024 17:12 Uhr
Auf Einladung von Sonja Willert, Inhaberin der Mohren-Apotheke in Eisleben, ließ sich der Bundestagsabgeordnete Ingo Bodtke (FDP) durch die Arbeitsabläufe in der Apotheke führen. Willert appellierte an den FDP-Abgeordneten, das Veto gegen den Referentenentwurf aufrechtzuerhalten.
„Wir wollen so viel an die Technik abgeben, was wir können. So bleibt uns mehr Zeit für unsere Patientinnen und Patienten, um diese ausführlich und umfassend zu beraten“, erklärte Willert dem Bundestagsabgeordneten, als sich dieser den Kommissionierer anschaute.
„Diese immense Vielfalt hätte ich nicht erwartet. Was alles zu bewerkstelligen ist, bevor ein Arzneimittel übergeben werden kann, ist schon erstaunlich. Und erst der Aufwand, um bei Lieferengpässen die Menschen schnell und sicher zu versorgen, ist bemerkenswert“, zeigte sich der Politiker beeindruckt. Er wolle die vielen Informationen mitnehmen und an seine Gesundheitskollegen weitergeben, versprach er.
FDP muss weiter mauern
Die Apothekerin nutzte die Gelegenheit, mit dem Abgeordneten auch über die Probleme des Apothekenreformgesetzes (ApoRG) von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu sprechen. „Es ist unglaublich, dass ein Mediziner und Professor die Apotheken so beschneiden will. Dabei ist das Gebot der Stunde, die Apotheken zu stärken und nicht weiter zu schwächen“, erklärte sie dem Abgeordneten. Hintergrund dieser Äußerung ist der Referentenentwurf zum ApoRG, der unter anderem Apotheken ohne Apotheker vorsieht.
Derzeit bremst die FDP das Reformvorhaben aus. „Bitte bleiben Sie bei dieser Haltung“, appelliert die Apothekerin. Denn das Gesetz schwäche die Apotheken mehr, als dass es helfe. Lauterbach plane lediglich eine Umverteilung des Honorars. „Was wir aber brauchen, ist im ersten Schritt dringend eine Erhöhung unserer Einnahmen, um überhaupt wieder wirtschaftlich arbeiten zu können“, erklärt sie.
Es braucht mehr Aufklärung
„Die wirtschaftlichen Probleme aller Apotheken nehmen massiv zu. Jede dritte Einrichtung ist derzeit von der Insolvenz bedroht. Darum brauchen wir umgehend einen Inflationsausgleich, der die gestiegenen Kosten der letzten Jahre auffängt“, so Thomas Rössler, stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt (LAV).
„Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich die hochpreisigen Arzneimittel vorfinanzieren soll. Diese werden auch in kleineren, ländlichen Apotheken immer mehr“, berichtete Apothekerin Elke Wagner, die ebenfalls teilnahm. Die Kosten laufen aus dem Ruder, sagte sie.
„Ich habe heute festgestellt, dass das große Leistungsspektrum einer Apotheke viel zu wenig in der Politik bekannt ist. Deshalb wird das wohl nicht das letzte politische Gespräch hier in der Apotheke gewesen sein“, so Willert. Es müsse deutlich mehr Aufklärung darüber stattfinden, was eine Apotheke für ihre Patientinnen und Patienten leistet und welche Lücken in der Arzneimittelversorgung entstehen würden, wenn es die Apotheke vor Ort nicht mehr gäbe.