Apothekenbetriebsordnung, Fixhonorar, Notdienstpauschale: Die großen
Themen der Legislaturperiode sind durch, und so wenden die Apotheker
ihren Blick nach vorne. Während in Berlin an einem neuen Berufsbild
gearbeitet wird, macht man sich vor Ort Gedanken, wie sich die
Versorgung vor allem auf dem Land sicherstellen lässt. Denn nicht nur
die Patienten werden älter und weniger, sondern auch die Apotheker.
Beim Sächsischen Apothekertag in Chemnitz drehte sich alles um die Frage, welchen neuen Aufgaben, aber auch welchen Kompromissen sich die Pharmazeuten stellen müssen. Als Wirtschaftsunternehmen stünden die Apotheken bei schrumpfender Bevölkerung schnell vor der Existenzfrage, sagte Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes. Man sei daher bereit, über kreative Lösungen nachzudenken – solange sie nicht zu Qualitätseinbußen führten.
Laut Koch müssen die Vertreter des Berufsstandes, zusammen mit Politik und Kassen, die Probleme früh angehen. Zuerst müssten aber die Ziele definiert werden, dann könne über die Wege gesprochen werden. Als Beispiele nannte Koch verkürzte Öffnungszeiten und auch einen Ausbau von Lieferangeboten über den Einzelfall hinaus.
Rainer Striebel, Vorstandsvize bei der AOK Plus, will ebenfalls nach pragmatischen Lösungen suchen: Die zweitbeste Lösung sei immer noch besser als gar keine Lösung. Generell sei aber die Apotheke in Wohnortnähe unverzichtbar. Denkbar sei daher eher, das Aufgabenspektrum auszubauen.
Auch Friedemann Schmidt, Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer und der ABDA, will das Leistungsspektrum flächendeckend aus- statt im Einzelfall abbauen: Rollende Apotheken könnten immer nur in besonderen Situationen eine Lösung sein. Prioriät habe der Erhalt der vollen Leistungsfähigkeit.
Schmidt rief die Kollegen auf, den Mut zu einer Weiterentwicklung des Berufsbilds zu haben. Auch wenn der Berufsstand gefühlt in einer Krise stecke: Nie seien die Chancen für eine Stärkung der fachlichen Basis besser gewesen. Durch die Alterung der Gesellschaft steige die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen, das hätten Politik und Kassen erkannt.
Der Berufsstand müsse aber aufpassen, sich nicht in der Diskussion über Randaspekte zu verlieren. Als Beispiel nannte Schmidt die anhaltenden Debatten über die Belastungen aus der Novellierung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO): Mehr Pflichten seien eben der Preis, wenn man mehr Rechte wolle.
Die Gesundheitspolitiker aus den Landtagsfraktionen gaben den Apothekern Rückendeckung: Der Versandhandel könne keine Lösung für die Versorgung auf dem Land sein, sagte Anja Jonas von der FDP: Wenn man krank sei, sei der persönliche Kontakt eben unverzichtbar.
Dagmar Neukirch von der SPD könnte sich sogar vorstellen, dass Apotheken in ländlichen Regionen besonders finanziell unterstützt werden. Karin Strempel von der CDU versprach, sich mit aller Kraft für den Erhalt des Pharmaziestudiums in Sachsen einzusetzen. Kerstin Lauterbach von der Linken forderte sogar den Ausbau des Studiengangs an der Universität Leipzig.
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