Verblisterung

Apotheker wollen Honorar für Blister

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Beim Thema patientenindividuelle Verblisterung gibt es noch viele Baustellen. Mit der Vergütung ist eine zentrale Frage nach wie vor ungeklärt: Egal ob manuell, mit eigenem Automaten oder über ein Blisterzentrum - wer als Apotheker für seine Patienten Arzneimittel verblistert, zahlt die Kosten für Material und Herstellung in der Regel aus der eigenen Tasche. Gleich mehrere Verbände wollen diese Situation nun ändern.

„Beim Verblistern hat die Apotheke deutlich mehr Aufwand, denn die Erstellung eines sauberen Medikationsplans sowie der Interaktionscheck kosten Zeit“, sagt Detlef Steinweg vom Bundesverband klinik- und heimversorgender Apotheker. Diese Leistung müsse langfristig auch entlohnt werden. „Es darf nicht sein, dass für die Apotheke nichts mehr übrig bleibt“, so Steinweg.

Der BVKA plädiert für ein Modell, in dem die verblisterten Arzneimittel tablettengenau abgerechnet und zusätzlich die Kosten für den Blister sowie für die pharmazeutische Dienstleistung vergütet werden. Bei der tablettengenauen Abrechnung ist für den Verband eine Vereinbarung in Anlehnung an die Hilfstaxe vorstellbar: „Für die wichtigsten Arzneimittel könnten Richtpreise festgelegt werden, für den Rest würde man die größte preisgünstigste Packung zugrunde legen“, so Steinweg.

Eine pauschale Vergütung für die pharmazeutische Dienstleistung, wie im Modellprojekt der AOK Bayern, lehnt der BVKA allerdings ab: „Bei der Erstellung des Medikationsplans und für den Interaktionscheck macht es einen großen Unterschied, ob vier oder 16 Arzneimittel verordnet sind“, sagt Steinweg. Das Apothekenhonorar müsse deshalb wie bislang auch pro Rezeptzeile erhoben werden. Eine Vergütung für den Blister von drei Euro wie in Bayern hält Steinweg für zu gering. Dafür sei die Dienstleistung von kaum einem Blisterzentrum zu bekommen.

Das Problem sieht man auch beim frisch gegründeten Bundesverband Patientenindividueller Arzneimittelverblisterer (BPAV): „Die Blisterzentren können nicht auf Dauer von den Apotheken bezahlt werden“, sage ein Sprecher des Verbandes gegenüber APOTHEKE ADHOC. Einen konkreten Vorschlag hat der Verband zwar noch nicht. Dass die Kassen bereit sein werden, zusätzliche Gelder locker zu machen, wird allerdings bezweifelt. Die Vergütung müsse deshalb aus dem System kommen, so der Sprecher.

Eigentlich sollen sich Kassen und Apotheker auf eine Vergütung verständigen. Ob es bereits Gespräche gibt, wollte man beim Deutschen Apothekerverband (DAV) nicht verraten: „Zum Thema Blistern äußern wir uns nicht“, sagte eine Sprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Beim GKV-Spitzenverband sieht man die Aufgabe bei den einzelnen Kassen beziehungsweise den Verbänden der verschiedenen Kassenarten.

Apotheker und Blisterzentren werden voraussichtlich noch eine Weile auf eine Vergütungsregelung warten müssen. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich die Kassen nicht bewegen werden, so lange nicht die Ergebnisse der ersten Modellprojekte vorliegen. Der AOK-Pilot in Bayern wurde aber erst kürzlich bis Ende Juni verlängert. Studienleiter Professor Dr. Günter Neubauer stellte konkrete Ergebnisse frühestens für September in Aussicht.

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