Apotheker fordert Reichensteuer Alexander Müller, 29.05.2013 13:34 Uhr
Apotheker Dr. Christoph Klotz aus Münster will die Beitragsordnung seiner Kammer revolutionieren: Zur Kammerversammlung am 19. Juni hat er mehrere Anträge gestellt. Einer davon sieht vor, die ersten 500.000 Euro Umsatz vom Kammerbeitrag freizustellen. Die Einnahmeausfälle sollen von den größeren Apotheken in Westfalen-Lippe kompensiert werden. Vorstandsvize René Graf findet eine solche „Reichensteuer“ ungerecht.
Klotz hat ausgerechnet, dass mit seinem Vorschlag etwas mehr als eine Million Euro umverteilt werden müsste: Von der Kammer hat er erfahren, dass 500.000 Euro Umsatz zu einem monatlichen Beitrag von 40 Euro führen, und 2012 gab es in Westfalen-Lippe 2127 Apotheken. Den Millionenbetrag will Klotz auf das obere Viertel der Apotheken umlegen. Für diese entstünde demnach eine effektive Mehrbelastung von knapp 110 Euro im Monat.
Laut der Begründung des Antrags würde die Umverteilung „genau dort Beiträge abschöpfen, wo Apotheken den Markt zu Lasten anderer Apotheken an sich ziehen“, so Klotz. Nach seiner Berechnung müssten Apotheken mit einem Umsatz von mehr als zwei Millionen Euro mit einer Mehrbelastung rechnen.
Kammervize Graf findet den Ansatz falsch, eine willkürliche Grenze zu ziehen und rund ein Viertel der Kammermitglieder mit höheren Beiträgen zu belasten. Die von der Umlage betroffenen Apotheker wären aus seiner Sicht jedes Jahr überrascht, den erhöhten Beitrag zahlen zu müssen.
Ein erfolgreiches Instrument in anderen Bereichen – etwa bei der Steuer – sei eine Degressionskurve. „Aber eine Systematik, nach der die vermögendsten 27 Prozent unserer Bundesbürger zur Begleichung eines Sockelbetrags der Staatssteuereinnahmen herangezogen werden sollten, würde sofort als willkürlich und nicht demokratisch erkannt und bezeichnet. Und ganz bestimmt erfolgreich beklagt werden können“, so Graf. Er will sich dafür einsetzen, dass der Antrag bei der Kammerversammlung keine Mehrheit findet.
Klotz betreibt selbst keine Apotheke. Der Arzt und Apotheker arbeitet als Publizist und steht als Unternehmensberater und Vertretungsapotheker nur von Zeit zu Zeit hinter dem HV-Tisch. Von seinem Vorschlag würde er nach eigenen Angaben also nicht selbst profitieren.
Im Gegenteil: Um kleinere Apotheken zu entlasten, könne er sich auch vorstellen, die Angestellten bei den Kammerbeiträgen stärker zu belasten, so Klotz. Ein Plus von monatlich fünf bis zehn Euro könnte zusätzlich bis zu 600.000 Euro in die Kasse der Kammer spülen.