Apotheker warnt SPD-Mann vor „Mogelpackung“ Lilith Teusch, 30.04.2024 11:22 Uhr
„Ich bin Fan der Apotheke vor Ort“, sagte Thorsten Klute, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW, bei einem Besuch in der Isselhorster Apotheke von Apotheker Sven Buttler. Doch die Apotheken stünden unter enormen wirtschaftlichen Druck und das schon seit Jahren. Der Politiker wollte sich selbst vor Ort über die aktuellen Schwierigkeiten in der Arzneimittelversorgung informieren – von der unzureichenden Honorierung über die Folgen des Skonto-Urteils bis hin zu den geplanten Apotheken ohne Apotheker.
Jede dritte Apotheke in Gefahr – dass die Lage mittlerweile äußerst schwierig ist, daraus macht der Apotheker und Vorsitzende der Bezirksgruppe Gütersloh im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) keinen Hehl. Die staatlich reglementierte Vergütung der Apotheken ist in den vergangenen 20 Jahren nur ein einziges Mal geringfügig von der Politik angehoben und im vergangenen Jahr trotz explodierender Betriebskosten sogar noch gekürzt worden.
„Gerade uns als SPD muss es wichtig sein, dass die Versorgung der Menschen, auch durch Apotheken vor Ort, flächendeckend gewährleistet sein muss“, so Klute. Er sei „nachhaltig und tief beeindruckt, mit welchen Sorgen und Anliegen die Patienten in die Apotheken kommen, um hier ein offenes Ohr zu finden“.
Ein Drittel gefährdet
„10 Prozent der Apotheken machen mittlerweile ein Defizit, ein Drittel ist wirtschaftlich gefährdet“, berichtete Buttler. Mittlerweile würden die Apotheken pro verschreibungspflichtiger Arzneimittelpackung, die sie an gesetzlich versicherte Patienten abgeben, sogar 46 Cent draufzahlen. „Wir müssen also noch Geld mitbringen, um unsere Patienten versorgen zu können“, so Buttler. Möglich sei dies nur durch Quersubventionierungen aus anderen Bereichen und mit Hilfe der Rabatte und Skonti, die der pharmazeutische Großhandel gewähre. Und genau diese Skonti seien nun durch ein jüngst vom Bundesgerichtshof gefälltes Urteil eingeschränkt worden.
Umverteilung hilft nicht
Im vergangenen Jahr seien bundesweit annähernd 500 Apotheken geschlossen worden. Riskante Pläne des Bundesgesundheitsministers würden die Situation künftig verschärfen, so der Apotheker. Mit dieser Reform wolle der Minister das Honorar angeblich zwischen größeren und kleinen Apotheken umverteilen. Dies allerdings sei eine Mogelpackung, so Buttler.
Denn das wissenschaftliche Gutachten der Abda belege, dass auch die kleinen Apotheken durch die Reform nur in homöopathischer Dosis besser gestellt würden und den großen zugleich hohe Einbußen drohten. Spezialleistungen und auch die Versorgung der Patienten mit innovativen, teuren Arzneimitteln, die von den Apotheken vorfinanziert werden müssten, würden dadurch massiv erschwert. „Die Versorgung der Patienten wird verschlechtert. Diese Umverteilung hilft nicht. Es ist schlicht zu wenig Geld im System“, so Buttler.
Apotheke ohne Apotheker
„Zudem will der Bundesgesundheitsminister Apotheken ohne Apotheker schaffen, angeblich um die ländliche Versorgung Schwerkranker zu sichern. Umfassende Medikationsberatungen, Impfungen, die Abgabe von Betäubungsmitteln, die Herstellung von individuellen Rezepturen – das alles ist ohne Apotheker aber nicht möglich“, warnte Buttler und fügte hinzu: „Für die Patienten bedeutet dies nichts anderes als Leistungskürzungen.“
Klute wies darauf hin, dass die Apothekenhonorierung und die geplanten Reformen nicht in die Zuständigkeit der Landespolitik fielen. Es müssten zudem Lösungen gefunden werden, wie trotz des Fachkräftemangels und leerer Kassen die Versorgung der Patienten flächendeckend gesichert werden könne. Der Politiker versprach: „Wir müssen mehr dafür tun, dass die gut funktionierende Versorgungsstruktur der Apotheken vor Ort auch in zehn Jahren noch besteht.“