Die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen sind im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent auf 35,2 Milliarden Euro gestiegen. Das ist weniger als in der Rahmenvorgabe von Ärzten und Krankenkassen mit 3,2 Prozent erwartet und bedeutet eine Wachstumsabschwächung im dritten Jahr in Folge – nach 8,9 Prozent (2014), 5 Prozent (2015) und 3,8 Prozent (2016). Das ergeben erste Berechnungen des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) auf Basis der Daten von Apothekenrechenzentren. Aufgrund des Packungsrückgangs sinkt das Apothekenhonorar für 2017 um rund 70 Millionen Euro.
Nach Angaben des DAV erhöhte sich die Anzahl der GKV-Versicherten um knapp 800.000 (plus 1 Prozent) auf fast 73 Millionen. Zugleich sank aber die Zahl der verordneten Arzneimittelpackungen um 2,1 Prozent auf 741 Millionen. Das schlägt auf das Apothekenhonorar durch: 2016 betrug es rund 5 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr dürften es rund 70 Millionen Euro oder circa 3500 Euro pro Apotheke weniger sein. Der Verlust beim Fixum aufgrund der gesunkenen Packungszahlen wird teilweise kompensiert durch den gestiegenen variablen Honoraranteil aufgrund des Umsatzzuwachses.
Ersten DAV-Analysen zufolge sind vor allem Magensäureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol seltener verschrieben worden. In der Endabrechnung werden die Arzneimittelausgaben noch niedriger ausfallen. Denn in der DAV-Statistik sind die Einsparungen der Kassen durch Rabattverträge noch nicht berücksichtigt. Diese betrugen allein in den ersten neun Monaten 2017 schon 2,9 Milliarden Euro Euro und damit 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
„Die Arzneimittelausgaben steigen weiterhin, aber erwartungsgemäß immer moderater“, so DAV-Vorsitzender Fritz Becker. „Wir haben mehr Versicherte und immer mehr ältere Patienten. Das trägt ebenso wie der medizinische Fortschritt zu den Kosten bei. Wenn mehr Patienten länger und besser leben können, darf man keine rückläufigen Ausgaben erwarten.“ Deshalb sei auch für 2018 eine Steigerung von 3,2 Prozent für die Arzneimittelausgaben von Ärzten und Krankenkassen eingeplant worden.
Becker weiter: „Nur ein Bruchteil der Ausgaben für die Arzneimittelversorgung geht an die Apotheken. Ihr Anteil an den GKV-Ausgaben liegt seit Jahren stabil unter 2,5 Prozent. Auf der anderen Seite sind die Beitragseinnahmen der Krankenkassen wegen der guten Arbeitsmarktlage und der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen stark gestiegen. Zudem erzielen die Kassen Einsparungen durch Rabattverträge für Generika und durch Preisverhandlungen mit Pharmaherstellern bei neuen Medikamenten mit festgestelltem Zusatznutzen. Trotz der prall gefüllten Börse klagen aber manche Kassenvertreter über hohe Ausgaben und wollen weitere Kürzungen diskutieren. Mich ärgert das, und die Versicherten können das sowieso nicht mehr nachvollziehen.“
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) waren die Arzneimittelausgaben der Kassen in den ersten neun Monaten 2017 mit 3,7 Prozent allerdings noch deutlich schneller. Die Zuwächse lagen damit im zwar Rahmen der durchschnittlichen GKV-Steigerungsrate der gesamten Leistungsausgaben, allerdings über dem zwischen Ärzten und Kassen vereinbarten Maximum von 3,3 Prozent.
Insgesamt stiegen danach die Kassenausgaben für Arzneimittel bis Ende September um gut eine Milliarde Euro auf 29,6 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr gaben die Kassen noch 28,6 Milliarden Euro für Arznemittel aus. An den Gesamtausgaben haben Arzneimittel einen Anteil von 17 Prozent.
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