Apotheker streiten mit BMG über ApBetrO Alexander Müller, 21.06.2011 17:29 Uhr
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) feilt derzeit an der Novelle für die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO). Schon mit den bislang veröffentlichten Eckpunkten sind die Apotheker nicht zufrieden. Die Apothekerkammer Brandenburg wollte dem BMG deshalb die eigenen Bedenken vortragen und hatte den damaligen Minister Dr. Philipp Rösler (FDP) zur Kammerversammlung eingeladen. Statt des Ministers war heute die Referatsleiterin Dr. Dagmar Krüger in Potsdam. Zwei Stunden wurde lebhaft diskutiert, doch in zentralen Fragen liegen die Gesprächspartner nach wie vor auseinander.
Zu den Streitpunkten zählen laut Kammerpräsident Dr. Jürgen Kögel vor allem die vom BMG vorgesehenen Erleichterungen für Filialapotheken. Das Ministerium plant, dass in einem Filialverbund künftig nur noch eine Apotheke alle Notdienste übernehmen kann oder die Rezepturen für alle angeschlossenen Apotheken übernimmt. „Das BMG sieht einen Trend darin, dass sich Apotheken spezialisieren“, sagte Kögel gegenüber APOTHEKE ADHOC. „Aber auf dem Land geht das nicht. Da erwarten die Patienten, dass eine Apotheke alle Leistungen erbringt.“
Die Apotheker kritisieren zudem, dass Rezeptsammelstellen künftig nicht mehr beantragt werden müssten. „Nur weil Pick-up-Stellen gesetzlich nicht verboten werden können, sollen wir jetzt alle Pick-up machen“, wettert Kögel. Aus Sicht der Patienten sei das aber eben keine Verbesserung, wenn gerade in dünn besiedelten Regionen keine Apotheke mehr vor Ort sei, so Kögel.
Der Kammerpräsident ist auch gegen die vom BMG geplanten Arzneimitteldepots in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Die Entnahme der Medikamente ohne direkte Betreuung durch einen Apotheker sei eine Verschlechterung der Versorgung, wenn nicht gar eine Gefährdung der Patienten, sagt Kögel.
Einigkeit bestand darin, dass die Qualität und entsprechende Kontrollen etwa im Bereich Rezeptur gesteigert werden könne. Aber während das Ministerium auf spezialisierte Apotheken setze, will die Kammer die Anstrengungen in Sachen Fortbildung erhöhen.
Was von den Forderungen der Apotheker ins BMG durchdringt, bleibt abzuwarten. Die Expertin aus dem Ministerium kündigte an, dass noch vor der Sommerpause ein Referentenentwurf vorgelegt werden soll. Eigentlich hatte das BMG die Novelle schon für Ende Mai geplant.
Morgen erklärt Krüger die BMG-Linie erneut: Bei einer Veranstaltung des Bundesverbands Deutscher Apotheker (BVDA) stellt sich die Ministerialrätin morgen in Halle den Fragen der Apotheker zur ApBetrO-Novelle.