Apothekenbild stärken, Ärztemangel bekämpfen

Apotheker startet Wahlkampf

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Berlin -

Felix Wiegert ist Apotheker mit Herzblut: Gemeinsam mit seinem Bruder Maximilian leitet er seit etwa zwei Jahren die Charly-Apotheke in Gronau. Und grade, weil ihm die Apotheke so am Herzen liegt, will er nun auch im politischen Bereich etwas bewirken und unter anderem das Bewusstsein für die Apotheke vor Ort stärken und den Ärztemangel bekämpfen.

Wiegert ist schon seit langem politisch interessiert. Schon zu Schulzeiten war er Mitglied der FDP. Seit einem Jahr engagiert er sich vermehrt in der Lokalpolitik. Nun soll es jedoch weitergehen: Der Apotheker hat sich als Kandidat für die Kommunalwahl aufstellen lassen. Gemeinsam mit einem Arzt möchte Wiegert seine Kompetenz als Heilberufler vor allem in Gesundheitsthemen einbringen. „Denn wir können Probleme in diesem Bereich deutlich besser einschätzen“, findet er.

Einblicke in die Apotheke geben

Ein Teil der Partei habe seine Mutter-Kind-Apotheke bereits besucht und sei erstaunt gewesen. „Wir haben Einblicke in den Alltag einer modernen Apotheke gegeben und gezeigt was sie so alles kann“, erklärt er. Für viele Menschen habe sich das Bild der Apotheke in den vergangenen Jahrzehnten nicht wesentlich verändert. „Da sind noch immer Bilder von langen Schubladen im Kopf“, meint er. Dabei habe sich einiges getan – schade sei daher, dass die Apotheke ein echtes Wahrnehmungsproblem habe und die Arbeit häufig nicht wertgeschätzt werde.

„Wenn die Leute wüssten, was vor Ort alles getan wird – auch über den 08/15-Dienst hinaus und bei problematischen Fragen – wäre die Euphorie über die Versandapotheken nicht mehr so groß“, meint Wiegert. Daher sei es wichtig aufzuklären und Einblicke zu geben. Wiegert ist nicht nur Apotheker, er selbst ist in Gronau zur Schule gegangen und nach einigen Jahren wieder in seinen Heimatort zurückgekehrt. Daher liegt ihm die Zukunft der Stadt sehr am Herzen.

Vom Ärztemangel zur Ärztestadt?

„Gronau wächst sehr schnell“, erklärt er. Doch das könnte sich in Zukunft ändern. Denn ein weiteres gesundheitspolitisches Thema rückt zunehmend in den Fokus und stellt daher ein Hauptwahlkampfthema dar – der Ärztemangel. „Einige Gesundheitsthemen vor Ort werden nicht so angegangen wie gewünscht.“ In Bezug auf die Hausärzte kratzt Gronau grade an der Grenze zum Mangelgebiet. Vor allem bei Kinderärzten gebe es jedoch eine massive Knappheit: Ursprünglich gab es vier Pädiater im Ort, während der Corona-Pandemie verabschiedeten sich jedoch zwei in Rente – nur einer fand einen Nachfolger, ein weiterer Arzt schränkte seine Sprechzeiten ein. Dabei habe man lange dafür gekämpft, dass ein weiterer Arztsitz nach Gronau kommt. Das Problem: Findet sich nicht zeitnah ein Nachfolger, kann der Arztsitz nicht gehalten werden. Abgesehen davon ist die medizinische Versorgung derzeit nicht optimal. „Vier Kinderärzte sind bitter nötig – eigentlich reicht selbst das nicht aus“, erläutert Wiegert.

Daher möchte der Apotheker sich für eine politische Lösung der kinderärztlichen Versorgung einsetzen. „Wenn sich herumspricht, dass es in Gronau zu wenig Kinderärzte gibt, werden viele junge Familien nicht nach hier ziehen und das Wachstum der Stadt wird einbrechen.“ Schon jetzt würden viele in die umliegenden Orte fahren, um eine Behandlung zu erhalten. „Ich wünsche mir ein größeres finanzielles Engagement“, meint der Apotheker. Man müsse jungen Ärzten auch kleinere Orte attraktiver machen und Anreize schaffen – notfalls mit finanziellen Mitteln wie einem Begrüßungsgeld. „Letztlich bringen solche Investitionen der Allgemeinheit ein großes Plus.“ Leider sei dies jedoch noch immer ein „blinder Fleck der Politik“. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise der Bau eines Ärztehauses, in dem die Pädiater ihren Platz finden. Allgemein versuche die FDP Gronau als „Stadt der Gesundheit“ zu etablieren.

Auch aufgrund der Corona-Pandemie findet der Wahlkampf in diesem Jahr fast ausschließlich digital auf Facebook, Instagram & Co. statt. Dennoch wird Wiegert in der Apotheke häufig auf sein Engagement im politischen Gesundheitsbereich angesprochen. „Das Feedback ist durchweg positiv“, erklärt er. „Dennoch fürchte ich, dass vielen Bürgern die Komplexität des Themas nicht bewusst ist. Viele wissen nicht, dass es kurz vor zwölf ist.“

 

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