BTM-Substitution

Apotheker sollen Petition unterstützen Désirée Kietzmann, 25.01.2011 11:41 Uhr

Berlin - 

Die Deutsche Schmerzliga setzt sich dafür ein, dass Betäubungsmittel (BTM) künftig nicht mehr in der Apotheke substituiert werden müssen. Nachdem die Patientenorganisation ihre langjährige Forderung im Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) nicht durchsetzen konnte, wendet sie sich nun an den Bundestag. Per Petition sollen BTM von der Austauschpflicht ausgeschlossen werden. Bis zum 1. Februar sollen 50.000 Unterschriften gesammelt werden. Auch die Apotheker sind aufgerufen, die Kampagne zu unterstützen.

Die Schmerzliga weist in ihrem Petitionstext darauf hin, dass die Einstellung auf starke Schmerzmittel ein mehrstufiger, aufwendiger und sehr sensibler Prozess sei. „Ein ausschließlich ökonomischer und medizinisch nicht begründeter Austausch bei dieser Medikamentengruppe kann den Therapieerfolg und die Sicherheit von Schmerzpatienten erheblich gefährden“, heißt es.

Laut Vizepräsident Rolf Fahnenbruck hat eine Umfrage unter den Mitgliedern ergeben, dass der Austausch von BTM zu massiven Problemen führt. Demnach war bei Patienten, die eine alternatives Präparat erhalten hatten, die Schmerzlinderung weniger effektiv oder es traten verstärkt Nebenwirkungen auf. Häufig laufe der Austausch auf eine Neueinstellung hinaus, die dann wieder von Symptomen wie Schweißausbrüchen, Übelkeit, Juckreiz und Obstipation begleitet werde.

Wegen der Unterschiede in der Galenik könne die Wirkung von zwei verschiedenen Präparaten erheblich voneinander abweichen, so Fahnenbruck. Die Differenzen in der Wirkstofffreisetzung seien in einer Studie der Universität Dresden nachgewiesen worden. Zusätzlich führe das unterschiedliche Aussehen der Präparate häufig zu Verwechslungen und Einnahmefehlern.

In der Apotheke sorge die Austauschpflicht für erhöhten Beratungsbedarf und störe nicht selten auch das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Apotheker und Patient. Fahnenbruck hofft deshalb auf Rückdeckung der Pharmazeuten: „Die Apotheker sind ein wichtiges Mitglied in der Therapiekette. Wir würden uns deshalb sehr freuen, wenn sie die Initiative der Deutschen Schmerzliga unterstützen.“ Dies könne zum Beispiel durch Unterschriftenlisten erfolgen, die in der Apotheke ausgelegt werden.


Bereits während der Verhandlungen zum AMNOG hatte sich die Schmerzliga an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses gewandt. Zwar habe der Patientenbeauftragte Wolfgang Zöller (CSU) das Anliegen unterstützt; der Ausschuss habe das Thema allerdings nicht auf die Tagesordnung gehoben.

Sollte es der Schmerzliga gelingen, die notwendigen Unterschriften zusammen zu bekommen, muss die Präsidentin der Schmerzliga, Dr. Marianne Koch, vor dem Petitionsausschuss angehört werden. Bei der Patientenorganisation hofft man auf eine nachträgliche Aufnahme des Substitutionsverbots in das AMNOG.

Die Deutsche Schmerzliga, die im Jahr 1990 von Patienten und Ärzten als gemeinnütziger Verein gegründet wurde, hat derzeit 5000 Mitglieder - und kann die Petition damit nicht alleine durchbringen. Auch andere Patientenorganisationen wurden deshalb ebenfalls mit der Bitte um Unterstützung angeschrieben.