Apotheker schreibt Gedicht für Schulz-Asche APOTHEKE ADHOC, 21.03.2018 14:48 Uhr
In den Führungsetagen der Apothekerverbände sollen mehr Frauen vertreten sein, fordert Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche auf Facebook. Unter ihrem Post zu Frauen in der Pflege und in der Kinderbetreuung hat sich kürzlich eine Diskussion entbrannt – ein Apotheker schrieb sogar ein Gedicht.
Hintergrund für den regen Austausch im sozialen Netzwerk war das Foto, das Schulz-Asche zusammen mit folgendem Text auf ihrer Seite teilte: „Von den Menschen, die in Care-Berufen wie Pflege oder Kinderbetreuung arbeiten, sind 80 Prozent Frauen. Sie legen das Fundament für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Ihre Verantwortung ist groß, das Gehalt dafür zu gering und die Arbeitsbedingungen oft schlecht. Es wird Zeit, dass es besser wird – mit uns Grünen.“
Die Unterbezahlung ist nicht nur in der Pflege ein Problem: Auch die Honorierung aller pharmazeutischen Berufe wird den Leistungen des Berufs nicht gerecht und wird immer zudem immer wieder in Zweifel gezogen, obwohl eine gerechtere Entlohnung dringend notwendig wäre. Beispielsweise berichten PTA mit einem tariflichen Gehalt, dass sie keine großen Sprünge machen können. Viele fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
Die Berufsgruppen aus den Apotheken scheint für die Politikerin jedoch uninteressant zu sein und im Widerspruch dazu zu stehen, dass die Grünen die Situation der beschriebenen Frauen verbessern wollen. „Schulz-Asche bedient sich dem Thema Pflege, was zurzeit en vogue ist. Auf der anderen Seite blendet sie den Bereich aus, wo 80 Prozent Frauen vertreten sind“, kommentiert Apotheker Christian Redmann, Inhaber der Stadtapotheke in Ebermannstadt. „Und das seit 1,5 Jahren.“
Der Pharmazeut nahm den Post von der Grünen-Politikerin zum Anlass, lyrisch aktiv zu werden:
Anerkennung weit und breit,
für das Apothekenleid.
Pharmaknechte, schlecht gelitten
auch von „Grünen“ bös‘ geschnitten
Mühen sie sich täglich ab
und schaufeln sich ihr Schuldengrab
Versender hier, Verordnung da
die Zukunft gar nicht abschätzbar
So macht Versorgung keinen Spaß
ohne Politik mit Augenmaß.
„Man kann auch auf eine launige Art und Weise auf Missstände hinweisen“, sagt Redmann. Das Gedicht habe er am Abend des Posts von Schulz-Asche spontan geschrieben und auch von Kollegen viel Zuspruch bekommen. „Apotheker sollen viel mehr mit ihrem Standpunkt in die Öffentlichkeit gehen sowie sachlich und faktenbasiert argumentieren“, so der Pharmazeut. Denn nur so könnten sie gewinnen.
„Wir brauchen mehr Engagement aus unseren Reihen“, fordert er. Zwar gebe es einige „fähige Köpfe“, die auch „die Finger in die Wunde legen“, doch mehr Präsenz wäre wünschenswert. „Ich wünsche mir, dass wir ernsthaft wahrgenommen werden.“ Das Gleiche erwarte er von der ABDA, der „Presseschweiger“ sollte endlich die Interessen der Apotheker zu Wort bringen.
Doch bei Schulz-Asche sorgt das Gedicht nicht unbedingt für positive Resonanz: „Dann würde ich mich an Ihrer Stelle dafür einsetzen, dass in den Führungsetagen der Apothekerverbände mehr Frauen vertreten sind“, schreibt die Politikerin.
„Das ist jetzt schon ein bisschen diskriminierend, oder wollen sagen, dass Kompetenz in diesem Bereich eher beim weiblichen Geschlecht verortet ist?“, will Redmann wissen. „Nein, sondern erst Recht bei einem von vielen Frauen ausgeübten Beruf auch in der angemessenen Berücksichtigung von Frauen in Führungsetagen und Verbänden“, antwortet Schulz-Asche.
Kürzlich sagte sie, dass man mit einem Verbot des Rx-Versandhandels „weitere Jahre verlieren“ würde. Auf die Gefährdung der Frauenarbeitsplätze ging die Politikerin hier nicht ein. Bei ihr sei laut Redmann auffällig, dass sie bei Fachfragen in ein bestimmtes Antwortmuster falle: „Ich verweise auf meine Website“ hieße es oft, doch das löse das Problem nicht. „Wir sollten Politiker öffentlich zur Rede stellen und diese sollten uns fair und sachlich antworten“, so Redmann.