Apotheker Schöning feiert Jubiläum mit Spahn Lothar Klein, 09.11.2018 13:40 Uhr
Seit 275 Jahren versorgt die Adler-Apotheke in Rheine im nördlichen Münsterland die Bevölkerung mit Arzneimitteln. Am Samstag wird im historischen Falkenhof-Museum gefeiert. Apotheker Peter Schöning hat auch seinen Wahlkreisabgeordneten eingeladen: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zugesagt und will trotz prall gefülltem Terminkalender kommen. Schöning will die Gelegenheit nutzen, um mit Spahn ein paar Worte über Lage der Apotheken zu wechseln und Neues zu erfahren.
„Es soll ja eine Jubiläumsfeier bleiben“, sagt Schöning. Aber ein paar Anmerkungen zur aktuellen Diskussion um das Rx-Versandverbot und den Plan B will sich der Apotheker nicht verkneifen. Denn neben seiner heilberuflichen Tätigkeit engagiert sich Schöning seit Jahrzehnten berufspolitisch. Da kann er jetzt zu den Entwicklungen nicht schweigen.
Von 1978 bis 1989 vertrat er die Interessen des Berufsstandes als Mitglied des Apothekerparlamentes der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Ihm gehörte er von 1978 bis 1989 an. Direkt im Anschluss wurde der inzwischen 72-jährige im Kreis Steinfurt zum Kreisvertrauensapotheker gewählt, 1997 kam noch die Funktion als örtlicher Sprecher der Apothekerschaft hinzu. Schöning hat also sein Ohr an der Basis und weiß, was seine Kollegen über die Dinge in Berlin denken.
„Ich baue darauf, dass Sie die einzigartige Stellung der deutschen Apotheken erhalten und nicht von Außen zerstören lassen.“ So oder so ähnlich will sich Schöning in seiner Festtagsansprache an Spahn wenden. Beide kennen und schätzen sich seit den Anfängen der politischen Karriere des heutigen Bundesgesundheitsministers. „Ich habe immer guten Kontakt zu Spahn gehabt“, erzählt Schöning.
Mehrfach hat Spahn vor der Adler-Apotheke im Zentrum von Rheine Wahlkampf für die CDU gemacht. Auch Karl-Josef Laumann, aktuell CDU-Gesundheitsminister in NRW, war mit Wahlkampfständen regelmäßiger Gast vor der Adler-Apotheke. Schöning: „Wir haben dann schon mal einen Kaffee rausgebracht.“ An Spahn schätzt Schöning dessen klare Sprache. Auch wenn es dem Apotheker von der Sache her nicht gefällt, dass das versprochene Rx-Versandverbot nicht umgesetzt wird, „ist es geschickt, wie Spahn seine Vorstellungen umsetzt“.
Hin und Her gerissen ist Schöning über den Wackel-Kurs der ABDA. Als Kreisvertrauensapotheker weiß er, dass die Apotheker an der Basis das Rx-Versandverbot nach wie vor als einzige Lösung akzeptieren: „Mit ihrem Schwenk stellt sich die ABDA gegen ihre Basis“, so Schöning, der glaubt das die ABDA „zu früh eingeknickt“ ist. Allerdings: „Politik ist immer die Kunst des Machbaren. Man muss die Dinge ja machbar machen, pragmatisch damit umgehen, dass sowohl eine Mehrheit in der Bevölkerung aber auch in der Politik kein Verbot will“, so Schöning: „Ich denke, mit einem guten Plan B geht die ABDA den richtigen Weg.“ Schimpfen will der Apotheker in seiner Festrede daher nicht.
Seit 1974 führt er die Adler-Apotheke in der Fußgängerzone von Rheine, zunächst als Pächter, seit 1985 als Inhaber. Heute führt er die Apotheke als OHG gemeinsam mit Heribert Kuhlmann. Schöning ist seit Jahrzehnten für den Berufsstand als Netzwerker aktiv. „Ich bringe gerne die richtigen Leute zusammen“, sagt er über sich. Der gebürtige Schleswiger stand nie in der ersten Reihe, er zieht bis heute mit großem Charme die Strippen im Hintergrund.
Nach seinem Abitur in Krefeld absolvierte er von 1965 bis 1967 in der Elefanten-Apotheke das damals noch übliche Praktikum. Danach nahm Schöning das Studium der Pharmazie an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster auf. Dieses schloss er 1971 mit dem Staatsexamen und der Approbation als Apotheker ab. Auf Studium und die Bundeswehrzeit folgte Schönings erste Anstellung als angestellter Apotheker in der Engel-Apotheke in Senden.
Ihr Interesse an der Pharmazie haben Schöning und seine Frau Lilo weitergegeben: Sein Sohn Frank ist ebenfalls Apotheker – und Geschäftsführer von Bayer Vital und für das Pharmageschäft in Deutschland verantwortlich. Der zweite Sohn Frederik ist ebenfalls Apotheker, allerdings nicht in der Pharmaindustrie: Er betreibt drei Apotheken sowie ein Gesundheitszentrum und ein Sanitätshaus in Rheine.
Schöning selbst gehört zu den Gründungsgesellschaftern der Apothekenkooperation Migasa, außerdem übernimmt er in seiner Heimatstadt als Investor und Ehrenamtler Verantwortung: Den Innenstadtverein hat er mit aus der Taufe gehoben; bis heute kümmert er sich als dessen Vorsitzender um die Entwicklung der Stadt. Als Präsident des Gesellschaftsvereins Rheine sorgt für ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm. Seit Kurzem ist er zudem Mitglied der Stiftung Mathias Spital Rheine.