Deutscher Apothekertag

Apotheker: Qualität statt Kürzung Désirée Kietzmann, 11.10.2010 14:35 Uhr

München - 

Die Apotheker sind nicht bereit, für eine Umstellung des Großhandelshonorars den Kopf hinzuhalten. In München forderte die Hauptversammlung der Apotheker den Gesetzgeber auf, die bisherige Vergütungssystematik für den Großhandel beizubehalten beziehungsweise dafür Sorge zu tragen, dass bei einer Änderung die Apotheken finanziell nicht belastet werden. Der Antrag wurde ohne Gegenstimmen angenommen.

Bei der eigenen Vergütung fordern die Apotheker sogar eine „nachhaltige Anhebung“. Seit 2004 sei keine Anpassung mehr vorgenommen worden, wobei sich die Handelsspanne rückläufig entwickelt habe. Gleichzeitig seien die Betriebskosten gestiegen, heißt es in der Begründung eines entsprechenden Antrags, der auf dem Deutschen Apothekertag diskutiert wurde.

Zudem wollen die Apotheker ihr in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) entwickeltes Konzept wieder in die Diskussion bringen. Dem Garantiepreismodell zufolge sollen Ärzte künftig nur noch Wirkstoffe und die Dosierung verordnen, die Auswahl des Präparates bleibt dem Apotheker überlassen. Den Kassen sollen im Generikabereich festgelegte Preise garantiert werden. Nach Berechnungen der ABDA ließen sich mit dem Konzept in Verbindung mit einem kassenübergreifenden Medikationskatalog 2,35 Milliarden Euro sparen.

Bei Dauermedikationen wollen die Apotheker künftig mehr Verantwortung übernehmen. So soll ein Versorgungsmodell entwickelt werden, dass die verlängerte Medikation durch die Apotheke ermöglicht. Die sogenannte verlängerte Verschreibung werde in anderen Ländern bereits erfolgreich praktiziert. Für den Start des Modells seien Typ-I-Diabetiker, Hypertoniker oder Asthmatiker geeignet.

Im Bereich Pharmakovigilanz sprechen sich die Apotheker dafür aus, eine zentrale Datei über Medikationsfehler in Kooperation mit anderen Heilberufen zu etablieren. Beim Packungsdesign sollen konkretere Vorgaben Verwechslungen ausschließen. Die Wirkstoffe sollen nach Art und Menge an hervorgehobener Stelle und in mindestens halb so großer Schrift wie die Bezeichnung des Arzneimittels angeben sein.


Die Apotheker sind gegen die Lockerung des Werbeverbots für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Stattdessen soll der Gesetzgeber eine sachgerechte Laieninformationn sicherstellen. Apotheker mit besonderer Qualifikation sollen laut einem Antrag künftig als Präventionsanbieter berücksichtigt werden. Insbesondere für die Bereiche „Sucht“ und „Ernährung“ solle dies möglich sein.

Im Rahmen des Studiums und der praktischen Ausbildung soll ein Konzept zur Umsetzung der Klinischen Pharmazie entwickelt werden. Hintergrund ist, dass die Ausbildung zu diesem Prüfungsfach an den pharmazeutischen Instituten noch immer unterschiedlich ist. Zudem fordern die Apotheker, die Laborarbeitsplätze sowie die Zahl des wissenschaftlichen Personals an den Hochschulen für das Fach Pharmazie zu erhöhen.

Außerdem erneuerten die Apotheker in München ihre Forderung nach einem Verbot der Arzneimittelabgabe über Abholstellen. Der Versand von Arzneimitteln solle nur noch direkt an den Verbraucher zulässig sein. Zudem soll der Vertriebsweg wohnortnaher Apotheken gestärkt werden. Die Apotheker fordern von der Politik Planungssicherheit, um ihrem Versorgungsauftrag nachzukommen.

Beim Thema Herstellerabschlag wollen die Apotheker vom In-Kasso-Risiko befreit werden. Klagen gegen die Schiedsstellenentscheidung beim Kassenabschlag sollen nach dem Willen der Apotheker keine aufschiebende Wirkung mehr haben. Um die Wirtschaftlichkeit von Rabattverträgen zu überprüfen, schlagen die Apotheker eine Kosten-Nutzen-Berechnung vor, die die Verwaltungskosten berücksichtigt.