Friedrich-Ebert-Stiftung

Apotheker punktet gegen DocMorris

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Berlin -

Bereits im Vorfeld hatte eine Informationsveranstaltung zur medizinischen Versorgung auf dem Land der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) im Hochsauerland für politischen Ärger gesorgt: Weil zur Podiumsdiskussion statt regionaler Pharmazeuten ausgerechnet DocMorris-Vorstand Max Müller eingeladen wurde, liefen Apothekerkammer und -verband Sturm. Gestern Abend war der kleine Bürgersaal am Rathausplatz in der 11.000-Seelen-Gemeinde Bestwig daher gut besucht: Etwa 100 Gäste folgten der zweistündigen Diskussion. Es ging emotional zu. Apotheker Andreas Vogd punktete für die Vor-Ort-Apotheke.

Eigentlich sollte sich der Abend um alle Fragen der ländlichen medizinischen Versorgung drehen. Aber im Mittelpunkt standen die Apotheker. Nach Einschätzung von Teilnehmern beanspruchte die Arzneimittelversorgung rund die Hälfte der Diskussionszeit. Brilons Bürgermeister Christof Bartsch (SPD) outete sich gleich zu Beginn als Fan der Vor-Ort-Apotheken. Bestehende Strukturen müssten erhalten bleiben. Er gehe lieber in die Apotheke im Ort als beim Versandhandel zu bestellen. Wie angekündigt wurde das Publikum rasch in die Diskussion einbezogen.

Das bot Vogd die Gelegenheit, die Leistungen seiner Kollegen im Hochsauerlandkreis (HSK) herauszustellen: Nach den Protesten von Apothekerkammer und Apothekerverband Westfalen-Lippe war für den Inhaber der Löwen-Apotheke in Schmallenberg ein Stuhl reserviert. Mit Moderator Dirk Wiese, SPD-Bundestagsabgerordneter aus dem Hochsauerlandkreis, war vorab vereinbart, dass Vogd die Position der Apotheker ausführlich darlegen konnte. „Ich wurde von den Veranstaltern absolut korrekt und fair behandelt“, so Vogd.

Vogd – nach Müller an der Reihe – war gut vorbereitet und stellte die Leistungen der Vor-Ort-Apotheken heraus: Er wies in seinem Statement darauf hin, dass die Apotheken im Hochsauerlandkreis jedes Jahr etwa 102.000 kühlpflichtige Arzneimittel abgeben. Ein gutes Drittel der kühlpflichtigen Arzneimittel müssten nicht nur in der Apotheke, sondern auch beim Transport von der Apotheke zum Anwendungsort gekühlt werden. Auf jede Apotheke im Hochsauerlandkreis entfielen pro Jahr zusätzlich in Schnitt 750 Rezepturen, dies summiere sich auf mehr als 50.000 Rezepturen pro Jahr, so Vogd.

Außerdem belieferte jede Apotheke pro Jahr 300 bis 400 Betäubungsmittel-Verordnungen, insgesamt mehr als 25.000 BtM-Verordnungen für den gesamten Hochsauerlandkreis. Gerade die Abgabe von BtM sei ein Hochrisikoprozess, verbunden mit einer sehr aufwendigen Dokumentation, die ebenfalls von den Apotheken geleistet werde.

Dann wies Vogd auf den Rückgang der Apotheken im Hochsauerlandkreis hin: Allein in den vergangenen fünf Jahren sank die Zahl von 81 auf 73. Die Apotheken böten über 600 wohnortnahe Arbeitsplätze, zu fast 85 Prozent Frauenarbeitsplätze. Natürlich sprach Vogd auch das EuGH-Urteil und die absehbaren Konsequenzen für die Landapotheken an und die Rolle der Apotheker beim Medikationsplan.

„Die Diskussion war emotional geprägt“, berichtet ein Teilnehmer. Es gab verbale Attacken auf Müller. Es habe auch „vereinzelt“ positive Stimmen zur Rolle der Versandapotheken gegeben. Neben dem DocMorris-Vorstand nahm Frederik Ley von der DB Regio Bus aus NRW an der Podiumsdiksussion teil. Die Bahn-Tochter hat den mobilen Ärztebus entwickelt, der bereits in Hessen herumfährt. Ferner engeladen war ein Vertreter des Klinikums Arnsberg und Heiner Decker von den Kassenärzten. Obwohl Vogd mit öffentlichen Podiumsdiskussionen so gut wie keine Erfahrung besitzt, ist er zufrieden: „Ich denke, ich habe die Sicht der Vor-Ort-Apotheken ausführlich und nachvollziehbar vertreten.“

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