Ist das sozialdemokratische Gesundheitspolitik?

Apotheker packen SPD bei der Ehre

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Berlin -

Der Geldbeutel sollte nicht über die Arzneimittelversorgung entscheiden, findet Apotheker Dr. Christian Fehske – gerade unter einem SPD-geführten Gesundheitsministerium. Über die aktuellen Herausforderungen der Apotheken sprach Fehske mit „seinem“ SPD-Bundestagsabgeordneten Timo Schisanowski. Mit von der Partie war auch Dr. Klaus Fehske, der ehemalige Leiter der Rathaus-Apotheke in Hagen und Vater des heutigen Inhabers.

Nachdem Fehske junior als Delegierter vom Deutschen Apothekertag mit dem Eindruck zurückgekehrt war, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) „bestenfalls verhaltenes Interesse für die Lage der öffentlichen Apotheke haben könnte“, lud er den Hagener SPD-Bundestagsabgeordneten Schisanowski zu sich in die Apotheke ein. Der ist zwar eigentlich im Fachressort Bau und Wohnen engagiert, zeigte er sich laut Fehske aber gut vorbereitet.

Interessiert habe sich der Abgeordnete etwa für das Ausmaß der Lieferengpässe bei verschiedenen Medikamenten und mögliche Erklärungen. Dabei kamen natürlich die Rabattverträge der Krankenkassen zur Sprache. Als Sparinstrument seien diese für die GKV zwar jahrelang sehr wirksam gewesen, sie würden von vielen Pharmaunternehmen aber mittlerweile als wichtiger Grund dafür genannt, warum eine Belieferung von Deutschland mit Medikamenten zum Teil nicht mehr kostendeckend möglich sei, erklärte Fehske.

Engpässe bei Fiebersäften

Ein Thema brennt ihm dabei besonders unter den Nägeln: die Engpässe bei Fiebersäften für Kinder. Er hätte eigentlich genug Wirkstoff da, um die Säfte und Zäpfchen mit Paracetamol und Ibuprofen selbst herzustellen. Doch die Ärzt:innen verordneten aus Angst vor Regressen kaum Rezepturen – „aufgrund komplizierter und als halbherzig empfundener Erstattungszusagen der Krankenkassen“, so Fehske. Wohlhabendere Eltern ließen sich dann Privatrezepte ausstellen und zahlten die Medikamente aus eigener Tasche. Ein Zustand, der aus Sicht der Apotheker kaum mit sozialdemokratischer Gesundheitspolitik vereinbar sein könne. Schisanowski habe versprochen, seinen SPD-Bundestagskollegen im Gesundheitsausschuss davon zu berichten.

Eine ähnliche Belastung vor allem weniger Wohlhabender befürchteten die Apotheker auch, wenn mit dem Ende der Pandemie die Vergütung des Apotheken-Botendienstes infrage gestellt werden sollte. Aktuell zahlten die Krankenkassen 2,50 Euro – und selbst das sei kaum kostendeckend. Sollten Apotheken die Lieferkosten künftig an die Belieferten weitergeben, träfe das ebenfalls vor allem Alte und Kranke, kritisieren die Fehskes. Sie baten Schisanowski daher, den Mitgliedern im Gesundheitsausschuss zu empfehlen, eine Entkoppelung der Botendienstvergütung von der Pandemie zu überprüfen.

pDL kein „Geldgeschenk“

Die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen seien zwar für die Apotheken ein Schritt in die richtige Richtung seien – allerdings auch mit hohem zusätzlichem personellem Aufwand verbunden. Sie seien weder ein „Geldgeschenk“ der Politik, noch geeignet, die drohende Finanzierungslücke der Apotheken zu schließen.

Erhebliche Kostensteigerungen aufgrund von Energiepreisen und steigenden Löhnen gebe es auch in anderen Teilen des Gesundheitswesens, die Politik reagiere aber sehr unterschiedlich darauf. In der Altenpflege etwa nehme sich das Bundesgesundheitsministerium (BMG) der Refinanzierung der steigenden Kosten durch die Pflegekassen an, andere Leistungserbringer erhielten einen Inflationsausgleich. Und den Apotheken werde die Vergütung stattdessen sogar gekürzt, monieren die Apotheker.

Auch das Apothekensterben und die Wahrnehmung der Apotheken auf politischer Ebene wurden beim Besuch diskutiert. In Hagen ist die Zahl der Apotheken laut Fehske in den vergangenen 20 Jahren von 58 auf 32 zurückgegangen. Davon sein 11 Filialen, so dass die Zahl der Apothekeninhaber sogar um zwei Drittel auf nur noch 21 gesunken sei, berichtete der Inhaber.

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